Die Kirche muss nach Überzeugung von Synodenpräsidentin Annekathrin Preidel eine heilsame Unruhestifterin sein. „Sie muss bereit sein, zu stören aus dem Einsatz für Liebe und Barmherzigkeit heraus, selbst wenn damit allgemein anerkannte Regeln gebrochen werden“, sagte die Präsidentin des bayerischen evangelischen Kirchenparlaments in ihrer Eröffnungsansprache am Montag in Augsburg. Kirche habe den Auftrag, auf die Würde jedes Menschen zu achten, sich für Arme und Marginalisierte starkzumachen und sich nicht mit ungerechten Strukturen abzufinden.
Kirche müsse aber nicht nur durch Worte, sondern auch durch konkretes Tun stören, mahnte Preidel. „Glaube zeigt sich in Wort und Tat“ – also in Predigt und Gebet, aber auch in der Hilfe für Menschen in Not. Kirche müsse sich gegen bestehende Verhältnisse stellen, „indem sie Geflüchtete unterstützt, Arbeitslosen beisteht oder sich für faire Löhne einsetzt“. Im Gegenzug dürfe sie aber nicht nur Missstände aufzeigen, sondern müsse auch bereit sein zur Selbstkritik. „Nur so bleibt sie lebendig, glaubwürdig und relevant. Sie muss unbequem sein – auch für sich selbst“, sagte Preidel.
Machtstrukturen müssten hinterfragt werden, Missbrauch und Verfehlungen müssten aufgearbeitet und überholte theologische Positionen neu bedacht werden. Auch das Kirchenparlament selbst müsse sich „stören lassen“, sagte Preidel mit Blick auf aktuelle Strukturveränderungen angesichts von sinkenden Mitgliedszahlen und sinkenden Kirchensteuereinnahmen. Die Landessynode brauche eine neue Struktur für ihre Zusammensetzung, auch die derzeitige Größe von 108 Synodalen überschreite das Haushaltsbudget deutlich. Die neue Synode, die sich im Frühjahr 2026 konstituiere, werde „sehr rasch Neues zu entwickeln haben“.
Erschütterungen dürften nicht nur als Krise, sondern müssten als Chance verstanden werden – „als Impuls für Wandel und als Gelegenheit, das Wesentliche neu zu entdecken“, mahnte Preidel. Die Frühjahrstagung der Landessynode hat das Schwerpunktthema „Kirchliche Diakonie – diakonische Kirche“ und dauert bis Donnerstag (3. April). Sie ist die vorletzte Tagung in der sechsjährigen Synodalperiode. Im Dezember werden die neuen Synodalen gewählt, die sich im Frühjahr 2026 zur konstituierenden Tagung in Bayreuth treffen. (1085/31.03.2025)