Als ob die Lage im Bürgerkriegsland Sudan nicht schon dramatisch genug wäre. Doch nun kommen auch noch vermehrt Drohnenangriffe hinzu – und zwar von der Armee und den Paramilitärs.
Drohnenangriffe im Bürgerkriegsland Sudan haben nach den Worten eines UN-Experten verheerenden Folgen für die Zivilbevölkerung. Radhouane Noucier, seit Ende 2022 UN-Experte für die Menschenrechtslage im Sudan, kritisierte am Freitag in Genf, dass sudanesische Streitkräfte wie die paramilitärischen Rapid Support Forces (RSF) Drohnen immer häufiger einsetzen würden. Das gefährde das Leben von Zivilisten zusätzlich, verschärfe die humanitäre Krise und destabilisiere das Land weiter. “Diese Eskalation könnte weitreichende Folgen über die Grenzen des Sudan hinaus haben”, warnte Nouicer weiter.
Laut UN-Informationen griffen die RSF am 21. und 22. Oktober mit Drohnen den internationalen Flughafen Khartum an – und zwar kurz vor der geplanten Wiedereröffnung seit Beginn des Bürgerkriegs im April 2023. Weitere zivile Ziele waren in den vergangenen Tagen Staudämme und Elektrizitätsinfrastruktur in den Bundesstaaten Blauer Nil und Sennar an. Sechs technische Mitarbeiter wurden verletzt, und es kam zu großflächigen Stromausfällen. Die daraus resultierende Dunkelheit behindert, so die UN, den Zugang zu lebenswichtigen Dienstleistungen.
Weitere RSF-Angriffe mittels Drohnen galten zuletzt der Stadt El Fasher, Regionalhauptstadt von Nord-Dafur. Bei einem Angriff auf ein Camp für Binnenflüchtlinge wurden dort laut UN-Angaben mindestens 57 Zivilisten getötet. Mindestens 13 weitere Menschen starben bei Angriffen auf Orte in Nord- und West-Darfur.
Die staatlichen Streitkräfte töteten hingegen im zentral gelegenen Bundesstaat Nordkordofan Mitte Oktober mindestens 18 Personen in der Stadt El Maroub.
“Die anhaltenden Angriffe auf Zivilisten und zivile Infrastruktur verstoßen gegen das humanitäre Völkerrecht und widersprechen ausdrücklichen Verpflichtungen zum Schutz der Zivilbevölkerung”, betonte Nouicer. Seine Forderungen an die Kriegsparteien: die Angriffe auf Zivilisten und zivile Infrastruktur einzustellen, die Lage zu deeskalieren und dem Schutz der Zivilbevölkerung Priorität einzuräumen.
Experten und Politikern zufolge spielt sich im Sudan die größte humanitäre Katastrophe der Welt ab. 12 Millionen Menschen sind aufgrund der Machtkämpfe zwischen Armee und RSF auf der Flucht. Zehntausende wurden getötet.