Bevölkerungszuwachs und die immer älter werdende Bevölkerung sorgen dafür, dass Krebserkrankungen in den kommenden Jahrzehnten stark zunehmen werden. Viele der Erkrankungen wären vermeidbar.
Die Alterung vieler Gesellschaften weltweit wird laut einer neuen Studie zu einem starken Anstieg von Krebs-Neuerkrankungen und von Krebstoten führen. Die im Fachjournal “The Lancet” (Donnerstag) veröffentlichte globale Studie prognostiziert, dass die Zahl der jährlichen Neuerkrankungen von 2023 bis 2050 um 61 Prozent – von 18,5 Millionen auf 30,5 Millionen – steigen wird. Die Zahl der jährlichen Krebstoten wächst danach um 75 Prozent von 10,4 Millionen auf 18,6 Millionen. Mehr als die Hälfte der neuen Krebsfälle und zwei Drittel der Todesfälle würden sich in Ländern mit mittlerem und geringem Einkommen ereignen.
Die Studie der internationalen Forschungsgruppe um Lisa Force von der University of Washington in Seattle betont, dass die Zunahme durch Bevölkerungswachstum und eine zunehmende Alterung der Gesellschaft ausgelöst wird. Wird mit einer standardisierten Altersstruktur gerechnet, so sinkt die relative Häufigkeit der jährlichen Krebserkrankungen von 2024 bis 2050 um 5,7 Prozent.
Bereits zwischen 1990 und 2023 habe sich die Zahl der jährlichen Krebs-Neuerkrankungen verdoppelt, betonen die Experten. Die Zahl der jährlichen Todesfälle sei in diesem Zeitraum um 75 Prozent gestiegen – und das trotz Fortschritten bei der Vorbeugung, Erkennung und Behandlung von Krebs. Mit Blick auf eine standardisierte Altersstruktur sei die Zahl der jährlichen Krebstoten in den reichen Staaten gesunken, während die Rate in den Ländern mit mittlerem und geringem Einkommen gestiegen sei.
Die Studie wertete Ergebnisse aus 204 Staaten und für 47 Krebsarten aus. Brustkrebs war 2023 die am häufigsten diagnostizierte Krebserkrankung, gefolgt von Luftröhren-, Bronchien- und Lungenkrebs sowie Darm-, Prostata- und Magenkrebs. Luftröhren-, Bronchien- und Lungenkrebs waren die wichtigsten Ursachen für Todesfälle, gefolgt von Darm-, Magen-, Brust- und Speiseröhrenkrebs.
Rund 42 Prozent der 10,4 Millionen Krebstodesfälle im Jahr 2023 waren laut Studie auf potenziell veränderbare Faktoren zurückzuführen. Der größte veränderbare Risikofaktor ist in den meisten Ländern der Tabak-Konsum. Auch Diabetes und ungesunde Ernährung sind Treiber für Krebserkrankungen.
In Deutschland führen Lungenkrebs, Darmkrebs, Brustkrebs, Bauchspeicheldrüsenkrebs und Prostatakrebs geschlechterübergreifend zu den meisten Todesfällen. Von 1990 bis 2023 ist die altersstandardisierte Zahl der Krebsneuerkrankungen pro Jahr laut Studie zwar um 3,3 Prozent gestiegen. Doch die Sterberate hat sich in dieser Zeit um 24,9 Prozent verringert.
Krebs bleibe ein wichtiger Faktor bei der weltweiten Krankheitslast, die in den kommenden Jahren weiter zunehmen werde, sagte Studienautorin Force. Dabei würden Länder mit geringeren Einkommen und schlechter ausgestatteten Gesundheitssystemen besonders betroffen. Es sei Aufgabe der Politik, den Kampf gegen Krebs in der internationalen Gesundheitspolitik stärker zu berücksichtigen.