Streit um Lied „Oberindianer“: Etwas mehr Sachlichkeit, bitte!

Darf man oder darf man nicht? Um das Wort „Oberindianer“ in Udo Lindenbergs Hit „Sonderzug nach Pankow“ ist eine Diskussion entfacht. Unsere Autorin wünscht sich mehr Sachlichkeit in der Debatte.

Das Wort „Oberindianer“, mit dem Udo Lindenberg in seinem satirischen Hit „Sonderzug nach Pankow“ sorgt für Wirbel
Das Wort „Oberindianer“, mit dem Udo Lindenberg in seinem satirischen Hit „Sonderzug nach Pankow“ sorgt für WirbelImago / POP-EYE

Es war mal wieder einer dieser Aufreger, an denen unsere Social-Media-gehetzte Gegenwart so reich ist. Das Wort „Oberindianer“, mit dem Udo Lindenberg in seinem satirischen Hit „Sonderzug nach Pankow“ den damaligen DDR-Staats- und Parteichef Erich Honecker betitelte, soll bei einem Chorkonzert im Berliner Humboldt-Forum ersetzt werden. „Indianer“, so die Begründung, sei eine rassistische Bezeichnung für indigene Menschen auf dem amerikanischen Kontinent.

Der Eingriff rief empörte Reaktionen hervor. Von „Zensur“ und „Sprachpolizei“ ist die Rede. Andere weisen darauf hin, dass der Begriff selbst von „Native Americans“ zum Teil genutzt werde.

„Oberindianer“ in „Sonderzug nach Pankow“: Zeit für einen Perspektivwechsel

Manchmal hilft in so einer erhitzten Diskussion ja ein Perspektivwechsel. Zum Beispiel so: Wie fühle ich mich, wenn ich als Deutsche im Ausland mit einem gebellten „Achtung“ oder auch mal mit „Heil Hitler“ begrüßt werde? So eine pauschale Gleichsetzung von „deutsch“ und „Nazi“ macht mich, je nachdem, hilflos, traurig oder wütend, denn als Faschistin möchte ich nun wirklich nicht gesehen werden.

Wenn es mir mit der Gleichsetzung von Nazitum und Deutschsein schon so schlecht geht – wie viel mehr müssen sich Menschen getroffen fühlen, die ständig von rassistischen, sexistischen oder anderen abwertend Zuschreibungen betroffen sind? Schwarze, indigene, jüdische, muslimische Frauen und Männer, die von weißen, christlichen Menschen seit Jahrhunderten als minderwertig angesehen und unterdrückt werden?

Schön wäre es daher, wenn alle Seiten einander zunächst einmal zuhören würden. Dann könnte die Sprachdiskussion ein bisschen weniger empört und dafür einfühlsamer geführt werden – frei nach dem Motto „Was du nicht willst, das man dir tu, das füg‘ auch keinem andern zu“.