Steven Spielberg: „Heute habe ich mehr Angst vor Antisemitismus, als je zuvor“

Aufgewachsen mit Holocaust-Überlebenden, ist Regisseur Steven Spielberg geprägt von Erfahrungen mit Antisemitismus. Der zunehmende Hass beschäftigt ihn – und das verarbeitet er in seinem neuen Film.

Steven Spielbergs neuer Film „Die Fabelmans“ kommt am 9. März in die deutschen Kinos
Steven Spielbergs neuer Film „Die Fabelmans“ kommt am 9. März in die deutschen KinosImago / ZUMA Wire

Der jüdisch-amerikanische Regisseur Steven Spielberg ist besorgt über eine steigende Judenfeindlichkeit in den USA. „Wahrscheinlich habe ich heute mehr Angst vor Antisemitismus in diesem Land, als ich es jemals zuvor in meinem Leben hatte“, sagte der Filmemacher (76) dem Spiegel.

Für Spielberg, der 1946 als Sohn jüdischer Eltern im US-Bundesstaat Ohio zur Welt kam, spielten Antisemitismus und der Holocaust im NS-Staat nach eigenen Worten schon früh eine Rolle. „Viele Kinder, die bei uns aufwuchsen, lernten die Zahlen, indem sie die Sesamstraße guckten; ich aber habe meine Zahlen im Alter von drei Jahren auf dem Arm eines Auschwitz-Überlebenden gelernt, als meine Großmutter 10 bis 20 ungarischen Überlebenden in ihrem Haus in Cincinnati Englisch beibrachte.“ Auch seine Eltern hätten über die Schoah am Esstisch „ständig und offen diskutiert“, erinnert sich der Regisseur, der 1994 die Shoah Foundation gründete, die weltweit Schilderungen von Holocaust-Überlebenden aufnahm und zu Lehrzwecken verbreitete.

Die Fabelmans behandelt seine jüdische Identität

Diese Erfahrungen hätten ihn tief geprägt und etwa die Arbeit an seinem Film Schindlers Liste (1993), der die Rettung von rund 1.200 Juden durch den deutschen Industriellen Oskar Schindler thematisiert, erst möglich gemacht, so Spielberg. Auch sein neuster Film, Die Fabelmans (2022), der teilweise auf seiner eigenen Familiengeschichte beruhe, behandelt seine jüdische Identität. „Ich konnte die Geschichte der Fabelmans nicht erzählen, ohne die Geschichte der Religion und des Glaubens mit einzubeziehen. Der Film ist genauso jüdisch, wie ich mich fühle.“

Mit über 10 Milliarden US-Dollar, die er durch seine Filme insgesamt eingespielt hat, gilt Spielberg als kommerziell erfolgreichster Regisseur aller Zeiten. Bei der am Donnerstag gestarteten Berlinale wird ihm eine Sonderehrung zuteil: Für sein Lebenswerk wird der Filmemacher am 25. Februar mit einem Goldenen Ehrenbären und einer Hommage gewürdigt.