Spendenparlament vergibt Rekordsumme

Corona hinterlässt Spuren: Viele soziale Projekte erhalten wegen der Pandemie weniger Unterstützung. Jetzt springt das Spendenparlament ein.

Über jede Unterstützung stimmen die Mitglieder ab
Über jede Unterstützung stimmen die Mitglieder abThies Ibold / Hamburger Spendenparlament

Hamburg. Das Hamburger Spendenparlament hat in seiner zweiten virtuellen Sitzung des Jahres die Rekordsumme von 466.000 Euro für 20 Projekte vergeben. Einige soziale Projekte hätten als Folge der Corona-Pandemie Spendenausfälle zu beklagen, so dass sie ihre Arbeit unterbrechen oder Investitionen zurückstellen mussten, sagt Gert Upadek, Vorsitzender der Finanzkommission. So habe das kirchliche Flüchtlingsprojekt „Fluchtpunkt“ einen Rückgang von 70 Prozent an Kollekten und Spenden verzeichnet. Das Spendenparlament übernimmt hier für ein Jahr die Kosten für psychologische und fachärztliche Unterstützung in Höhe von 70.000 Euro.

Schwerpunkte des Spendenparlaments sind Förderprogramme für Kinder und Jugendliche sowie Hilfe bei Obdachlosigkeit. Die höchste Einzelförderung mit 100.000 Euro erhalten die Babylotsen. Sie unterstützen Familien, die nach der Geburt ihres Kindes mit der veränderten Lebenssituation überfordert sind. Um die corona-bedingten Einschränkungen der Tageseinrichtungen für Obdachlose auszugleichen, beteiligt sich das Spendenparlament mit 60.000 Euro an der Erweiterung von „HerzAs“ durch Container.

Mit Selbstversorgung überfordert

Die Aktion CariCare mit ihren medizinischen Angeboten für Obdachlose erhält 55.000 Euro für Sanitäreinrichtungen und für die Küche an ihrem Standort in der Altstädter Twiete. Mit 24.000 Euro wird außerdem die Entwicklung einer kostenlosen App gefördert, die Helfer und Wohnungslose über die vielfältigen Angebote in Hamburg informiert.

In einigen Bereichen seien bereits bestehende Probleme durch die Corona-Einschränkungen deutlich zu Tage getreten, beklagt Upadek. So hätten sich etwa im Stadtteil Hohenhorst Bewohner mit psychischer Überlastung vielfach zurückgezogen und seien zum Teil auch mit der Selbstversorgung überfordert. Das Spendenparlament finanziert daher die Essensausgabe des Vereins Erziehungshilfe bis zum Jahresende.

Engagiert gegen Obdachlosigkeit

Das Spendenparlament hat seit 1996 fast 1.500 Projekte in Hamburg gegen Obdachlosigkeit, Armut und Isolation in Höhe von rund 15 Millionen Euro unterstützt. Dreimal jährlich entscheiden die 3.100 Mitglieder auf öffentlichen Sitzungen, welche gemeinnützigen Projekte Spenden erhalten. Stimmberechtigt sind alle, die ab fünf Euro Mitgliedsbeitrag im Monat zahlen. (epd)