In Zusammenarbeit mit filmdienst.de und der Katholischen Filmkommission gibt die KNA Tipps zu besonderen TV-Filmen:
Ob der Angriff der USA auf iranische Atomanlagen im Sommer 2025 viel dazu beigetragen hat, die Gefahr, die von dem iranischen Atomprogramm ausgeht, einzudämmen, ist zweifelhaft. Der Militärschlag war im Sinne einer Einschränkung des Atomprogramms jedenfalls ineffektiver als das 2015 ausgehandelte Atomabkommen, das Donald Trump während seiner ersten Amtszeit aufgekündigt hatte.
Daran, wie hart dieses Abkommen vor zehn Jahren errungen wurde, erinnert nun auf ebenso interessante wie unterhaltsame Weise die schweizerisch-französische Politdrama-Serie “The Deal” von Serienschöpfer Jean-Stephane Bron, einem in Lausanne geborenen Filmemacher, der sonst eher aufs Dokumentarische spezialisiert ist.
Die sechs Folgen kreisen um das von der Schweiz als Gastland in Genf ausgerichtete Treffen, bei dem die Vertreter verschiedener Nationen um das Atomabkommen ringen, wobei Bron sich an den realen Ereignissen orientiert, aber fiktive Figuren einbaut.
Im Zentrum steht eine Schweizer Diplomatin, Alexandra Weiss (Veerle Baetens). Diese ist zunächst nur dank ihrer Kenntnisse – sie hat eine Weile im Iran gelebt und beherrscht fließend Farsi – Mitglied der Schweizer Delegation, die das Treffen koordiniert. Dann aber steigt sie nach einem unschönen Zwischenfall zu deren Leiterin auf und findet sich in einer prekären Lage wieder: Sie muss nicht nur versuchen, möglichst souverän die Vermittler-Rolle zwischen den unterschiedlichen Interessen und den Politiker-Egos auszufüllen, sondern auch feststellen, dass sie mit einem Mitglied der iranischen Delegation alte Gefühle verbinden.
Weil der Mann, der die Abgesandten des Mullah-Staates eigentlich als wissenschaftlicher Experte für die Atomananlagen begleiten sollte, vom Mossad liquidiert wurde, hat der iranische Außenminister Mohsem Mahdavi (Anthony Azizi) als Ersatz einen wegen Staatsverrats im Evin Gefängnis eingekerkerten Ingenieur (Arash Marandi) nach Genf einfliegen lassen, den Alexandra aus ihrer Teheraner Zeit kennt.
Die Serie verdichtet die Verhandlungen, die sich realiter über zwei Jahre hinzogen, souverän zu einem wahren Diplomatie-Thriller, wobei sie mit differenzierten Charakterzeichnungen überzeugt und das an sich zähe politische Tauziehen geschickt mit Spannung auflädt: Vom iranischen Außenminister über die toughe US-Staatssekretärin (Juliet Stevenson) bis hin zu den Vertretern der EU, Russlands und China versucht jeder, taktierend seine Agenda möglichst geschickt durchzusetzen; wobei nicht zuletzt Außenminister Azizi, der kein System-Hardliner ist, von mehreren Seiten her mächtig unter Druck steht.
Dass mit der Story um das Verhältnis der Schweizerin Alexandra zu dem iranischen Dissidenten noch eine Dosis Liebesdrama eingeflochten ist, mag sehr durchschaubar der zusätzlichen Emotionalisierung dienen, ist von Inszenierung und Darstellern aber so ausgestaltet, dass es durchaus funktioniert, ohne zu platt oder kolportagehaft auszufallen.