Menschen mit Behinderung werden nach Ansicht des Sozialverbands Deutschland (SoVD) in Niedersachsen im Bereich der Ersten Hilfe oft nicht ausreichend berücksichtigt. Das gelte sowohl beim Erlernen von Erste-Hilfe-Maßnahmen als auch im Ernstfall, wenn sie selbst Hilfe benötigen, teilte der Verband zum Tag der Ersten Hilfe am Sonnabend mit. Der SoVD forderte verbindliche Inklusionsstandards in allen Erste-Hilfe-Kursen, um eine gleichberechtigte Teilhabe und Notfallversorgung von Menschen mit Behinderung zu gewährleisten.
„Viele Kursräume sind für Rollstuhlfahrerinnen und -fahrern nicht zugänglich. Außerdem fehlen Materialien in Gebärdensprache“, sagte der niedersächsische SoVD-Vorstandsvorsitzende Dirk Swinke. Auch Informationen in Leichter Sprache, die Menschen mit intellektuellen Beeinträchtigungen benötigten, stünden nur selten zur Verfügung. „Darüber hinaus sind Menschen mit Behinderung auch im Kursinhalt kaum vorgesehen.“
So gehe es beispielsweise nur selten um Fragen wie: „Was soll ich tun, wenn eine Rollstuhlfahrerin bewusstlos wird? Wie kommuniziere ich im Notfall klar und effektiv mit blinden, sehbehinderten oder gehörlosen Menschen? Wie bringe ich eine Person mit spastischer Lähmung in eine sichere Position?“. Dies führe dazu, dass Helfende im Ernstfall unsicher seien – und dadurch wichtige Zeit verloren gehen könne.
„Niemand darf im Notfall zurückgelassen werden. Und niemand darf von Erste-Hilfe-Kursen ausgeschlossen sein“, betonte Swinke. Nach Ansicht des Verbands brauche es deshalb verpflichtende Inklusionsstandards. Diese müssten nicht nur die Besonderheiten der Ersten Hilfe bei Menschen mit Behinderung berücksichtigen, sondern auch Kursräume, Lehrmaterialien und digitale Angebote einschließen.