Nach wie vor müssen etwa gehbehinderte Menschen ihren Arzt danach auswählen, ob es in der Praxis einen Aufzug gibt. Große Erwartungen knüpften sie eigentlich an den Koalitionsvertrag.
Die Präsidentin des Sozialverbands VdK, Verena Bentele, zeigt sich über den Koalitionsvertrag enttäuscht. “Es fehlt eine dringend notwendige Verpflichtung für private Anbieter, Barrierefreiheit umzusetzen oder zumindest angemessene Vorkehrungen zu treffen”, erklärte Bentele am Donnerstag in Berlin. Private Anbieter wie Arztpraxen oder Kinos sind nicht dazu verpflichtet, einen Zugang ohne Hindernisse zu ermöglichen.
Das wären kleine Maßnahmen, die das Leben so vieler Menschen direkt verbessern würden, wie Bentele erklärte. Im Koalitionsvertrag fehlten konkrete Maßnahmen für mehr Barrierefreiheit.
Bentele forderte: “Wir brauchen Taten, keine Lippenbekenntnisse.” Zwar beinhalte der Koalitionsvertrag das Bekenntnis zu einer inklusiven Gesellschaft im Sinne der Behindertenrechtskonvention der Vereinten Nationen, “aber die Koalitionäre müssen auch erklären, wie sie die Teilhabe flächendeckend realisieren wollen. Bisher ist Barrierefreiheit eine Leerstelle”. Dies sei umso ärgerlicher, da eine barrierefreie Umwelt allen Menschen zugutekomme: “Menschen mit Behinderung ebenso wie Seniorinnen und Senioren und Familien mit Kinderwagen”.