So feuern Hamburger Gemeinden Jogis Jungs an

Bei der Fußball-EM sind auch Hamburger Gemeinden mit Public Viewing dabei. Doch bei diesem Turnier gibt es einen Wermutstropfen.

Erst die Andacht, dann der Jubel: Hamburger Gemeinden feuern die DFB-Elf an (Archivbild)
Erst die Andacht, dann der Jubel: Hamburger Gemeinden feuern die DFB-Elf an (Archivbild)Stephan Wallocha / epd

Frank Engelbrecht bereitet sich schon auf das große Event vor. Wenn Deutschland am kommenden Donnerstag gegen Polen antritt, dann lädt der Hauptpastor von St. Katharinen zum großen Public Viewing ein. An einem eher ungewöhnlichen Ort soll dann der erhoffte Sieg der Nationalmannschaft über die Bildschirme flimmern: Auf dem Kirchhof unter freiem Himmel verfolgen die Besucher das Gruppenspiel der DFB-Elf.
Es hat an St. Katharinen schon Tradition, die deutsche Nationalmannschaft zu unterstützen. „Zu den vergangenen großen Turnieren haben wir ebenfalls eingeladen“, sagt Engelbrecht. Auch dieses Mal wird das Public Viewing zusammen mit der Galerie „Architektursalon Hamburg“ angeboten. Bevor abends um 21 Uhr die Profis spielen, treten zunächst die Hamburger Hobby-Kicker an. Engelbrecht organisiert ein großes Turnier Tipp-Kick-Turnier. Damit der Andrang nicht zu groß wird, bittet der Hauptpastor um eine An­meldung per E-Mail an kontakt@katharinen-hamburg.de.

Pastoren spielen gegen Imame

In diesem Sommer lädt St. Katharinen nur zweimal zum Fußball ein. Neben dem Spiel Deutschland–Polen soll das Finale gezeigt werden. „Wir haben in diesem Jahr sehr viele andere Projekte in der Planung“, begründet Engelbrecht. Ganz ausfallen lassen wollte er das Public Viewing aber auf keinen Fall. Es sei auch eine „Hommage“ an das vom Terror gebeutelte Frankreich. Ein ganz besonderes Spiel läutet übrigens den Finaltag ein. Auf dem Bolzplatz in der Hafencity treten Imame gegen Pastoren an. Dabei sind die Pastoren gefordert. Im vergangenen Jahr verloren sie das Match mit 1:2.
Auch in der Bugenhagengemeinde Nettelnburg in Bergedorf schaut die Gemeinde gemeinsam Fußball  – dank einer Initiative von fünf Vätern von Kita-Kindern. „Sie haben die Organisation übernommen“, berichtet Pastor Hartmut Sölter. Es laufen die Spiele der deutschen Mannschaft. Zum Beginn hält Sölter an jedem Abend eine Andacht. Die Themen sollen sich an den Fußball anlehnen, etwa „Gottes Anstoß fürs Leben“, so der Pastor. Für die ersten Spiele rechnet er mit etwa 20 Besuchern. Später im Turnier, wenn sich das kirchliche Public Viewing erst einmal herumgesprochen habe, hofft er auf 50 Besucher. Immer dabei sein wollen etwa zehn junge Flüchtlinge aus Eritrea, die regelmäßig mit Jugendlichen aus der Gemeinde Fußball spielen. Zur EM wollen sie alle gemeinsam mitfiebern.

Gemeinden müssen Gema-Gebühren zahlen

Doch für die Gemeinden gibt es einen Wermutstropfen. Zum ersten Mal übernimmt die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) nicht die GEMA-Gebühren, die fällig sind, wenn Fernsehsendungen öffentlich gezeigt werden. Bislang hatte die EKD für 1200 kirchliche Veranstalter die Gebühren übernommen. Die EKD begründet diesen Schritt mit einer „Verdoppelung der Lizenzgebühren“, die bislang 80 Euro betrugen. Es sei schade, dass die EKD diesen Service nicht mehr anbiete, bedauert Pastor Engelbrecht. „Das war eine tolle Geste für die Gemeinden.“ Wegen der GEMA-Gebühren wolle er aber die Fußball-Abende nicht ausfallen lassen. Der Betrag sei überschaubar.
Auf EM-Feste müssen die Mitglieder der Kirchengemeinde Eidelstedt verzichten. Pastor Jörn de Jager, in Hamburg bei vergangenen Turnieren für seine Fußball-Kirche inklusive Übertragung bekannt, hat in diesem Jahr keine Veranstaltungen organisiert. Aus einem ganz bestimmten Grund: „DFB, UEFA und FIFA sind derartig von Korruption durchsetzt, dass wir es uns nicht vorstellen können, mit einer öffentlichen Übertragung diese Oragnisationen indirekt zu unterstützen“ begründet de Jager, selbst großer Fußball-Fan und Inhaber einer Dauerkarte beim Hamburger SV.  Er hoffe, dass es in zwei Jahren im Weltfußball nicht mehr so korrupt zugehe. Dann möchte er in Eidelstedt wieder Fußballspiele zeigen. Eine Hintertür lässt de Jager allerdings offen. Wenn die deutsche Nationalmannschaft das Finale der Europameisterschaft erreicht, lädt er seine Gemeinde doch noch zum Public Viewing ein.
Wie gibt der Glaube an Gott Jürgen Klopp oder Lukas Podolski Halt, im Leben und auf dem Fußballplatz? Gedanken von Fußballern dazu gibt’s während der EM auf unserer Facebook-Seite.