Sinti und Roma gedenken der Deportation

Die anhaltende Diskriminierung haben Sinti und Roma bei einer Kranzniederlegung kritisiert. Auch der Pastor der KZ-Gedenkstätte Neuengamme sprach.

Kränze zum Gedenken (v.l.): Matthäus Weiß, Arnold Weiß und Tino Knudsen.
Kränze zum Gedenken (v.l.): Matthäus Weiß, Arnold Weiß und Tino Knudsen.Thomas Morell

Hamburg. Mit einer Gedenkveranstaltung haben Vertreter der Sinti und Roma aus Hamburg und Schleswig-Holstein an den Völkermord im Nationalsozialismus erinnert. Am Denkmal Hannoverscher Bahnhof im Lohsepark der Hamburger Hafencity legten sie Kränze nieder.
Arnold Weiß vom Verband Deutscher Sinti und Roma beklagte die anhaltende Diskriminierung bis in die Gegenwart. Seit rund 600 Jahren seien Sinti in Deutschland sesshaft. Die Mehrheit würde arbeiten und studieren. Dennoch gelte ihre Nachbarschaft als unzumutbar. 
Nach den Worten von Matthäus Weiß vom Landesverband Schleswig-Holstein wird den Sinti und Roma „angst und bange“ angesichts der erstarkten rechten Parteien. „Wir sind froh, dass wir einen Rechtsstaat haben.“ Positiv sei aber, dass sich heute viele junge Menschen für Leben und Kultur der Sinti interessieren würden. „Und man mag uns, wenn wir Musik machen.“

Herkunft verschwiegen

Die Angst der Sinti und Roma werde an die nächste Generation weitergegeben, beklagte Tino Knudsen von der Roma und Cinti Union, einem Verein, der sich für Schutz und gegen Verfolgung einsetzt. Viele würden ihre Herkunft verschweigen, weil sie Nachteile befürchten. Das gelte selbst für diejenigen, die in der Wirtschaft in Leitungsfunktionen tätig seien.
Hanno Billerbeck, Pastor der KZ-Gedenkstätte Neuengamme, sagte, die Deportation der Sinti und Roma vom Hannoverschen Bahnhof wäre nicht möglich gewesen, wenn Menschen damals nicht gleichgültig zugesehen hätten. Auch in der Nachkriegszeit habe es keine angemessene Erinnerung an das Leid der Sinti und Roma gegeben.
Am 11. März 1943 wurden mehr als 300 Sinti vom Hannoverschen Bahnhof in einem mehrtägigen Transport in das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau deportiert. Es waren die letzten noch in Hamburg und Norddeutschland verbliebenen sesshaften Sinti. Nur wenige überlebten die Deportation. (epd)