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“Shang-Chi and the Legend of the Ten Rings” – Marvel mal anders

Erstmals wagte es Marvel 2021, ein Soloabenteuer um einen asiatischen Superhelden ins Kino zu bringen. Mit “Shang-Chi” gelang ein unterhaltsamer Blockbuster jenseits der ausgetretenen Avengers-Wege. Jetzt ist TV-Premiere.

In Zusammenarbeit mit filmdienst.de und der Katholischen Filmkommission gibt die KNA Tipps zu besonderen TV-Filmen:

In ihrem 25. Spielfilm wagte die Blockbuster-Schmiede Marvel Studios 2021 erstmals den Schritt, mit “Shang-Chi and the Legend of the Ten Rings” ein Soloabenteuer um einen asiatischen Superhelden auf die große Leinwand zu bringen. Der Mittzwanziger Shaun (Simu Liu) verdient sich in Los Angeles seinen Lebensunterhalt als Hotel-Portier und führt an der Seite seiner Arbeitskollegin Katie (Awkwafina) ein unauffälliges Leben. Doch das täuscht: Shaun ist in Wirklichkeit der Kung-Fu-Kämpfer Shang-Chi, wie sich enthüllt, als er in die Machenschaften seines machthungrigen Vaters, des magisch begabten Imperatur Wenwu (Tony Leung), verwickelt wird und versuchen muss, dessen Pläne zu vereiteln.

Das Superhelden-Abenteuer glänzt nicht unbedingt mit erzählerischer Originalität, wertet seine generische Geschichte aber durch sein schauträchtiges fantastisches Weltdesign, ein hervorragend besetztes Ensemble sowie gekonnten Anleihen beim asiatischen Kampfkunstkino auf. Ein erfrischendes Abenteuer jenseits der ausgetretenen Avengers-Wege.

In ihrem 25. Spielfilm wagte die Blockbuster-Schmiede Marvel Studios 2021 erstmals den Schritt, mit “Shang-Chi and the Legend of the Ten Rings” ein Soloabenteuer um einen asiatischen Superhelden auf die große Leinwand zu bringen. Diese Entscheidung erschien so berechenbar wie überfällig, da insbesondere die chinesische Filmwirtschaft innerhalb der letzten 20 Jahre zu Hollywood aufgeschlossen hat und Jahr für Jahr neue Umsatzrekorde aufgestellt.

Doch abseits der wirtschaftlichen Interessen bot sich für das heldenübersättigte Publikum die Gelegenheit, nach dem redundanten “Black Widow” endlich wieder frische, unverbrauchte Heldenluft einzuatmen.

Der Mittzwanziger Shaun (Simu Liu) verdient sich in Los Angeles seinen Lebensunterhalt als Hotel-Portier, der ihm eine kleine Ein-Zimmer-Wohnung und regelmäßige Karaoke-Abenden mit seiner Arbeitskollegin Katie (Awkwafina) ermöglicht. Als ihn während einer Busfahrt jedoch eine Truppe dubioser Gestalten angreift und seine unscheinbare Jadekette stielt, offenbart er sich gegenüber Katie als Kung-Fu-Kämpfer Shang-Chi. Gemeinsam machen sich die beiden auf die Suche nach Shang-Chis Schwester Xialing (Meng’er Zhang), bevor auch deren Jadestein ihrem machthungrigen Vater Wenwu (Tony Leung) in die Hände fällt.

Der chinesisch-kanadische Nachwuchsschauspieler Simu Liu entpuppt sich dabei als solide Besetzung, der überzeugend den zurückhaltenden, im Bedarfsfall aber knallhart austeilenden Helden verkörpert. Über seine Herkunft und Ausbildung geben regelmäßig eingestreute Flashbacks Auskunft, die nach und nach eine Kindheit in China sowie das schwierige Verhältnis zu seinem dominanten Vater Wenwu enthüllen.

Für viel Abwechslung sorgt US-Schauspielerin Awkwafina. Als enorm selbstbewusste und zugleich herzensgute Draufgängerin bildet sie den perfekten Gegenpart zum eher passiven Shang-Chi, was sie mit punktgenauem Humor sowie einigen gestohlenen Szenen krönt, etwa beim belehrend-langatmigen Abendessen mit zwei “erwachseneren” Schulfreunden.

Als größter Glücksgriff erweist sich jedoch der chinesische Schauspieler Tony Leung. Unaufgeregt und mit flüchtigem, aber eindringlichem Habitus skizziert er den unsterblichen Imperator Wenwu als nahbaren Menschen, der seine innere Zerrissenheit und Erschütterung über den Tod seiner Frau durch absolute Gnadenlosigkeit gegenüber seinen Feinden und sogar den eigenen Kindern zu kompensieren versucht. In den Reihen der sonst oft profil- und seelenlosen Marvel-Bösewichte erweist sich Wenwu als wahre Bereicherung.

Auch in puncto “Weltdesign” brach “Shang-Chi and the Legend of the Ten Rings” mit bisherigen Marvel-Konventionen. Nach Stationen in Los Angeles und Macau gleiten Shang-Chi und Katie in eine fantastische Mythenwelt, die ihren Höhepunkt in einem geheimnisvollen Dorf inmitten eines sich bewegenden Waldlabyrinths erreicht. Hier leben riesige Wächterlöwen, grünlich beschuppte Pferde mit Drachenkopf oder brennende Phönixe harmonisch mit den Dorfbewohnern zusammen, die sich für ein Leben abseits der zivilisierten Welt im Einklang mit dem Spirituellen entschieden haben.

Leider lässt sich die Inszenierung zu einem bombastisch-überbordenden Finale hinreißen, das durch den chaotisch inszenierten Kampf zweier gigantischer Fantasiewesen nur bedingt unterhält. Seine größten Stärken spielt der Film dagegen immer dann aus, wenn es ans Eingemachte geht. Die Kämpfe zwischen Shang-Chi und den Attentätern seines Vaters etwa glänzen mit leichtfüßiger Akrobatik und kampftechnischer Versiertheit.

Marvel lieferte mit “Shang-Chi and the Legend of the Ten Rings” einen unterhaltsamen Blockbuster, der seine generische Geschichte und Dramaturgie durch sein fantastisches Weltdesign, ein hervorragend besetztes Ensemble sowie Anleihen beim asiatischen Kampfkunstkino den übermäßigem CGI-Einsatz ansatzweise ausgleichen konnte und ein erfrischendes Soloabenteuer jenseits der ausgetretenen Avengers-Wege bietet.