Die Synode der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck (EKKW) hat im April 2024 eine Selbstverpflichtung zum Umgang mit Missbrauchsfällen verabschiedet. Der Text enthält eine verbindliche Zusage, die Erkenntnisse und Empfehlungen der im Januar 2024 veröffentlichten evangelischen Missbrauchsstudie „intensiv zu studieren, zu diskutieren und im Dialog mit den Betroffenen entschieden zu verfolgen“. Auch die kurhessische Kirche habe versagt und „jahrzehntelang nicht auf die Betroffenen und ihr Leid gehört, sondern vor allem die Täter, ihre Familien und das Ansehen unserer Institution im Blick gehabt und falsche Entscheidungen getroffen“.
Für die Landessynode sei es bedrückend und beschämend, das Ausmaß des Versagens zu erkennen. Es müsse alles getan werden, „damit denen, die Gewalt erfahren haben und deren Vertrauen missbraucht wurde, zugehört wird, ihr Leid anerkannt und das Unrecht, das ihnen geschehen ist, klar benannt wird“.
Die EKKW hatte für den Zeitraum zwischen 1946 und 2020 nach eigenen Angaben 76 Betroffene und 34 Täter und Beschuldigte für die ForuM-Studie zu sexualisierter Gewalt an Kindern und Jugendlichen gemeldet. In der von der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) in Auftrag gegebenen Studie ist innerhalb der evangelischen Landeskirchen von mindestens 2.225 Betroffenen und 1.259 mutmaßlichen Tätern die Rede. Das allerdings sei nur die Spitze des Eisbergs, betonten die Forscher. Die Studie bescheinigt der evangelischen Kirche spezielle Risikofaktoren, etwa das Machtgefälle zwischen Beschuldigten und Betroffenen, beispielsweise im Verhältnis zwischen Pfarrern – meist waren die Täter Männer – und Konfirmanden.