Seeleute aus Kiribati dürfen auf Rückkehr hoffen

Ihr eigenes Land wollte sie aus Angst vor dem Virus nicht einreisen lassen. Die Seemannsmission und Bischöfin Fehrs haben sich eingeschaltet. Nun hat Kiribati einem Teil die Einreise erlaubt – doch die Warterei ist noch nicht zu Ende.

Atriano Taira (29) sitzt wie seine Landsleute in einer Hamburger Jugendherberge fest
Atriano Taira (29) sitzt wie seine Landsleute in einer Hamburger Jugendherberge festPhilipp Reiss / epd

Hamburg. Seit Monaten sitzen sie in einer Hamburger Jugendherberge fest, jetzt gibt es Hoffnung für die Seeleute aus dem pazifischen Inselstaat Kiribati. 64 von 139 Seeleuten haben von ihrem Heimatland die Erlaubnis zur Einreise bekommen. Die hatte das Land aus Angst vor dem Coronavirus bislang verweigert. Der Inselstaat gilt als corona-frei.

Das bedeute aber leider noch lange nicht, dass sie bald wieder zu Hause sein werden, sagte der Seemannspastor der Nordkirche, Matthias Ristau, dem epd am Mittwoch auf Anfrage. Derzeit gebe es kaum Flüge Richtung Fidschi. Über die Inselgruppe müssten die Seeleute einreisen.

Gestaffelte Ausreise möglich

Das Auswärtige Amt setzt sich nach Angaben einer Sprecherin derzeit im Austausch mit zuständigen Stellen in Fidschi und Kiribati für die Seeleute ein. Die Männer benötigen demnach für die Heimreise auch eine Einreisegenehmigung für Fidschi, wo sie umsteigen müssen. Nun habe Fidschi gegenüber Kiribati zugesagt, dass zunächst ein Teil der Seeleute einreisen dürfe, betonte sie und äußerte die Hoffnung, dass bald eine gestaffelte Ausreise der übrigen Seeleute möglich sein werde.

Matthias Ristau
Matthias RistauPhilipp Reiss / epd

Laut Seemannspastor Ristau müssen die Männer dabei allerdings bis zu drei Mal umsteigen. „Jedes Transitland und jede Fluggesellschaft hat eigene Regeln.“ Die Bedingungen für einen Corona-Test und dessen Gültigkeit sowie die Papiere seien teils sehr unterschiedlich. „Es kann noch ganz viel schiefgehen“, sagte er. Ausgewählt wurden die Männer, die sich am längsten in Hamburg aufhalten. Teilweise waren sie knapp zwei Jahre nicht mehr zu Hause.

Die ganze Situation sei für die Seemänner sehr belastend, da sie schon viele Enttäuschungen erlebt hätten und es viele Unsicherheiten gebe, sagte der Seemannspastor. Seit Oktober kümmert er sich zusammen mit den Hamburger evangelischen Seemannsmissionen und der katholischen Stella Maris um die wachsende Zahl der Seeleute. Auch Bischöfin Kirsten Fehrs hatte sich eingeschaltet und auf das Los der Seeleute aus Kiribati aufmerksam gemacht und bei Reedern und Regierungsstellen auf eine Lösung gedrungen.


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Im Januar haben die Seeleute in Hamburg mit einem großen Spanferkel das Inkrafttreten des Atomwaffenverbots-Vertrags gefeiert. Der multilaterale Vertrag verbietet unter anderem die Herstellung, die Weitergabe, den Transfer, die Stationierung von und die Drohung mit Atomwaffen. Im Pazifik gab es über Jahrzehnte hinweg Atomwaffentests.

Kiribati liegt im Pazifik, etwa 6.000 Kilometer nordöstlich von Australien. Die 33 Inseln des Staates erstrecken sich nördlich und südlich des Äquators über eine Distanz, die der Strecke von Norwegen bis Sizilien entspricht. Die reine Landfläche der Inseln Kiribatis hingegen ist kaum größer als die Stadt Hamburg. Bis 1979 war Kiribati britische Kolonie, damals hießen die Inseln Gilbert Islands. Die meisten Bewohner sind Christen. (epd)