Wer kann, verlässt die Stadt Goma im Kongo. Dort liefern sich Rebellen und Armee erbitterte Kämpfe um die Vorherrschaft der Millionenstadt. Denn die Region ist reich an Bodenschätzen.
Im Osten der Demokratischen Republik Kongo hat sich die Lage am Dienstag weiter zugespitzt. Medienberichten zufolge kam es in der Stadt Goma zu Explosionen und Schusswechseln. Die Rebellenmiliz M23 und die Armee kämpfen um die Kontrolle der Millionenstadt.
Für die Zivilbevölkerung hat das gravierende Folgen. Caritas international sprach am Dienstag von einer dramatischen humanitären Lage in Goma. Es gebe neue Kämpfe; die Krankenhäuser seien mit Verletzten überfüllt, zitierte die Hilfsorganisation einen lokalen Mitarbeiter. Caritas international kündigte an, trotz der gefährlichen und unübersichtlichen Lage weiterhin humanitäre und medizinische Hilfe zu leisten – beispielsweise auch in der Geburtshilfe.
“Bereits vor den aktuellen Kämpfen war die Lage für die Menschen katastrophal”, sagte der Leiter von Caritas international, Oliver Müller. Die Hilfsorganisation ist seit rund 30 Jahren in Goma engagiert und hat nach eigenen Angaben in den vergangenen Jahren ihre Hilfen ausgeweitet, während andere Hilfsorganisationen ihre Arbeit einstellen mussten.
Martin Keßler, Leiter der Diakonie Katastrophenhilfe, sprach von einem neuen Höhepunkt der Gewalt. Diese wurde seit Jahren hingenommen und weitgehend ignoriert. Dabei wurden alleine im vergangenen Jahr drei Millionen Menschen vertrieben. “Dieser langjährige Konflikt steht jetzt vor einer unheilvollen Eskalation”, so Keßler.
Auch Geflüchtete seien nicht in Sicherheit. “Uns erreichen Berichte über Menschen, die in Goma beim Versuch, die Stadt zu verlassen, getötet worden sind”, sagte Keßler.
Nach Informationen des Flüchtlingshilfswerks der Vereinten Nationen gab es in den vergangenen Tagen mehrere Bombenangriffe auf Camps für Binnenvertriebene. So starben bei einer Explosion im Camp Kitalaga in der Region Süd-Kivu zwei Kinder. Fast 180.000 Menschen seien nach der Einnahme der Stadt Minova sowie der Ortschaft Kalunga durch bewaffnete Gruppen auf der Flucht. Insgesamt seien seit Jahresbeginn 400.000 Menschen vertrieben worden. In den Provinzen Süd- und Nord-Kivu leben laut UNHCR bereits 4,6 Millionen Binnenvertriebene.
International wird die versuchte Einnahme Gomas durch die aus dem Nachbarland Ruanda unterstützte M23 scharf kritisiert. Die Internationale Kontaktgruppe für das Gebiet der Großen Seen erklärte: “Die Souveränität und territoriale Integrität der Demokratischen Republik Kongo muss respektiert werden.” Auch rief die Staatengruppe, der neben Deutschland acht weitere Länder sowie die Europäische Union angehören, die Rebellen sowie die Ruandischen Verteidigungskräfte dazu auf, ihre Offensiven einzustellen, sich zurückzuziehen und humanitären Zugang zu gewähren.
Weiter warnte die Gruppe vor schwerwiegenden humanitären und sicherheitspolitischen Folgen bei einer Einnahme Gomas durch die M23. Die derzeitige Offensive untergrabe außerdem die Bemühungen um eine friedliche Lösung. Die Führer der Demokratischen Republik Kongo und Ruandas sollten an den Verhandlungstisch zurückkehren und den Waffenstillstand vom August 2024 respektieren.
Der Ost-Kongo verfügt über zahlreiche Bodenschätze wie Gold, Diamanten, Kobalt und Coltan. Die Region ist seit Jahrzehnten umkämpft. Die Kämpfe zwischen der kongolesischen Armee und den M23-Rebellen in Nord-Kivu flammten zuletzt im Jahr 2021 wieder auf.