Schon zur Halbzeit ein Gewinn

Anderen helfen, sich selbst verwirklichen, Neues entdecken: Drei Jugendliche erläutern, warum sie sich für ein Freiwilliges Soziales Jahr entschieden haben – und was sie dabei täglich erleben.

Gemeinsam im FSJ (v.l.): Doreen Ziegler, Joshua Makowski, Lisa-Marie Lill
Gemeinsam im FSJ (v.l.): Doreen Ziegler, Joshua Makowski, Lisa-Marie LillSimeon Schildt

Bad Segeberg. Die drei sind sich einig: Nach der Schule wollten sie unbedingt etwas anderes machen. Sich ausprobieren und eigene Grenzen austesten. Daher bewarben sich Lisa-Marie Lill, Joshua Makowski und Doreen Ziegler im vergangenen September um ein Freiwilliges Soziales Jahr, kurz FSJ, bei der Kirchengemeinde Bad Segeberg.
Lisa-Marie Lill aus Bad Oldesloe entschied sich für ein FSJ in der Popularmusik der Gemeinde. Dieser Bereich umfasst alles von Gospelchor bis Jugendband. Die 19-Jährige begleitet Gottesdienste und macht Musik im Kindergarten. „Ich wollte mich praktisch ausprobieren“, sagt sie. Für Lill war es anfangs erst einmal schwierig, sich in der Gemeinde zurechtzufinden: „Am Anfang haben wir alle Bereiche, was Kirche in Bad Segeberg ist, kennengelernt, auch verschiedene Ausschüsse. Da einen Überblick zu gewinnen, war nicht einfach. Aber man lebt sich ein“, sagt sie. Derzeit plant sie zusammen mit ihrem FSJ-Kollegen Joshua Makowski das Musical „Der Regenbogenfisch“ mit den Kindern aus dem Kindergarten. Neben den Proben kümmert sie sich um die Werbung, gestaltet Plakate und hängt sie auf.

Aus Berlin nach Segeberg

Der 17-jährige Joshua Makowski ist für das FSJ in der klassischen Kirchenmusik eigens aus der Umgebung von Berlin nach Bad Segeberg gekommen. Er spielt seit vielen Jahren Klavier und seit einiger Zeit auch Orgel. „Ich habe mit dem Gedanken gespielt, in die Kirchenmusik zu gehen“, erzählt er. Um Sicherheit für diesen Weg zu bekommen und den praktischen Alltag eines Kirchenmusikers kennenzulernen, suchte er im Internet nach Möglichkeiten, sich ausprobieren zu können.
In Bad Segeberg spielt er beim Sonntagsgottesdienst, bei Trauerfeiern, Taufen und Hochzeiten die Orgel, macht beim Bach-Chor mit und leitet zusammen mit Lisa-Marie Lill die Singkreise in den Kindergärten. Auch für Makowski war zu Anfang die Selbstorganisation eine große Herausforderung, also zu schauen, wann er wo sein und mit welchen Leuten er sich dann dort treffen sollte. „Das ist man aus der Schule noch nicht so gewohnt“, sagt er.

Engagiert in Flüchtlingsarbeit

Doreen Ziegler aus Bad Segeberg wollte nach der Schule unbedingt etwas im sozialen Bereich machen. Auch hier bot die Kirchengemeinde Bad Segeberg eine Möglichkeit. Ziegler arbeitet einerseits in der Flüchtlingsarbeit. Sie gibt Sprachunterricht für Flüchtlinge, die auf ganz unterschiedlichen Sprachniveaus liegen. Einige können gar kein Deutsch, andere bereitet sie auf die B1-Sprachprüfung vor, wo es auch um das Schreiben von Briefen geht. „Das war schon schwer, sich da einzufinden“, sagt sie. Eine Sprache im Alltag zu gebrauchen und diese anderen beizubringen, seien zwei unterschiedliche Dinge.
Neben der Arbeit mit Flüchtlingen arbeitet Ziegler mit den Jugendlichen in der Kirchengemeinde. Sie bietet gemeinsam mit ihrer Anleiterin Teamer-Ausbildungen an und gibt Konfirmandenunterricht. Gerade dieser Teil der Arbeit hat die 19-Jährige dazu bewegt, sich für das FSJ zu bewerben. „Ich bin katholisch, und bei uns gibt es so etwas wie Gruppenleitung und Teamer-Ausbildungen nicht“, erzählt sie.
Alle drei sehen das FSJ jetzt schon als Gewinn, dabei ist gerade erst Halbzeit. Joshua Makowski konnte sich vergewissern, dass ihm der Alltag als Kirchenmusiker Spaß macht, und wird sich auf einen Studienplatz bewerben. Lisa-Marie Lill bewirbt sich ebenfalls auf ein Musikstudium, um Lehrerin zu werden. Auch wenn für Doreen Ziegler der Weg zunächst in die Ausbildung zur Verwaltungsfachangestellten geht, kann sie sich, ausgehend von den Erfahrungen, die sie in Bad Segeberg gesammelt hat, gut vorstellen, auch wieder in der Jugend-arbeit tätig zu werden.