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Schnellere Urteile gegen Vergewaltiger in Bangladesch

Sexuelle Gewalt ist in Bangladesch ein wachsendes Problem. Im Oktober 2020 führte die Regierung die Todesstrafe für Vergewaltiger ein. Doch es mehren sich erschreckende Fälle an Kindern. Nun handelt die Regierung.

Mit verschärften juristischen Maßnahmen will die Übergangsregierung von Bangladesch gegen die Zunahme von Vergewaltigungen vorgehen. Sie sehen eine verpflichtende Verkürzung der Ermittlungszeit von bisher 30 auf 15 Tage vor, den Abschluss von Prozessen innerhalb von maximal 90 Tagen sowie den Ausschluss von Freilassungen Angeklagter auf Kaution. Das kündigte Justizberater Asif Nazrul am Sonntag nach einem Treffen mit Chefberater Mohammed Yunus gegenüber Medien in Bangladesch an. Zudem soll die gesetzliche Vorschrift zur Entnahme einer DNA-Probe nach einem Vergewaltigungsfall durch eine ärztliche Diagnose ersetzt werden. “DNA-Proben sind nicht im ganzen Land möglich”, sagte Asif Nazrul.

Damit reagiert die Regierung von Chefberater und Friedensnobelpreisträger Mohammed Yunus auf Forderungen nach Reformen wegen der gestiegenen Zahl von Vergewaltigungsfällen. Die Mitglieder der Übergangsregierung tragen den Titel “Berater” anstelle von “Minister”.

Ein Bericht der Menschenrechtsorganisation “Manabadhikar Shongskriti Foundation” dokumentiert für den vergangenen Februar 295 Fälle von sexueller Gewalt gegen Frauen und Kinder, 24 mehr als im Januar. In vielen Fällen hätten “islamisch-fundamentalistische Gruppen, Terroristen und andere extremistische Elemente” eine Rolle gespielt.

In der Stadt Magura forderten am Sonntag hunderte Menschen vor dem Gerichtsgebäude die sofortige Todesstrafe für vier mutmaßliche Täter, die am Mittwoch ein acht Jahre altes Mädchen vergewaltigt haben sollen. Ein Vertreter der Anwaltskammer von Magura sagte den Medien: “Wir versprechen, dass kein Anwalt in Magura vor Gericht auftreten wird, um die Vergewaltiger zu verteidigen.” Das Opfer war nach der Tat mit schweren Verletzungen in die Kinderintensivstation eines Krankenhauses in der Hauptstadt Dhaka eingeliefert worden. Der Zustand des Kindes ist laut Medien noch immer kritisch.

Unterdessen wurden am Sonntag weitere Fällen von Vergewaltigungen von Kindern bekannt. Ein junger Mann habe am Samstag in Gazipur eine Grundschülerin vergewaltigt und die Tat mit seinem Mobiltelefon gefilmt, berichte das Nachrichtenportal “Dhaka Tribune”. Ebenfalls in Gazipur sei am Samstag ein 22 Jahre alter Lehrer einer Koranschule wegen des Versuchs der Vergewaltigung einer Achtjährigen festgenommen worden.