Nach einem einjährigen Umbau öffnet das Diözesanmuseum in Rottenburg an diesem Sonntag (9. November) wieder für Besucher. Die Neugestaltung kostete rund 1,2 Millionen Euro. Finanziert wurde das Projekt größtenteils durch ein Erbe, teilte die Diözese am Dienstag mit. Die Wiedereröffnung findet mit einem Tag der offenen Tür statt.
Das Museum präsentiert Kunst aus eineinhalb Jahrtausenden unter dem Leitgedanken „Menschenbilder“. Ein Rundgang soll die Besucher anregen, sich mit grundlegenden Fragen des Lebens auseinanderzusetzen. „Das Ziel der Maßnahmen war es, Schwellen abzubauen – zum Gebäude sowie zur Sammlung und ihren Inhalten“, sagte Museumsleiterin Melanie Prange. So gelangen Rollstuhlfahrer nun durch einen neuen Durchbruch direkt vom Aufzug in die Sammlung. Zwei Digitalbrillen für erweiterte Realität ermöglichen es zudem, Stücke aus der Schatzkammer im Untergeschoss zu sehen, ohne die Treppe nutzen zu müssen.
Prange sieht in der neu konzipierten Ausstellung eine Brücke in die säkulare Gesellschaft. „Christliche Kunst erschließt sich dem größten Teil unseres Publikums nicht mehr automatisch“, sagte sie. Deshalb würden etwa Szenen wie die Ankündigung der Geburt Christi in einer Begleitbroschüre mit Alltagserfahrungen wie Schwangerschaft und Geburt verknüpft. Weihbischof Gerhard Schneider ergänzte, das Museum schaffe Raum für Erfahrungen des Heiligen: „Die Bilder zeigen, wo Menschen Sinn und Hoffnung gefunden haben.“
Digitale Angebote habe man in den Räumen vermieden, weil die Besucher durch die Nutzung etwa von Sozialen Medien ohnehin unzählige Bilder auf ihren Smartphones sähen, ergänzte Prange. „Hier ist ein Raum, sich vom digitalen Wischen zu lösen und zur Ruhe zu kommen“, betonte sie.
In der Dauerausstellung sind fast 400 Objekte zu sehen, über 1.100 stehen im Depot. Drei Viertel der Kunstwerke stammen aus dem Mittelalter, eine Handvoll sind zeitgenössisch. Das Museum hatte vor dem Umbau pro Jahr knapp 10.000 Besucher, 2019 kamen zur Dali-Ausstellung 25.000. Das Haus beherbergt auch die Diözesanbibliothek mit öffentlichem Lesesaal.
Das 1862 gegründete Museum geht auf den Rottweiler Pfarrer Johann Georg Martin Dursch zurück. Zu den wertvollsten Stücken zählt ein Reliquienkästchen, das sogenannte Bursareliquiar, aus dem frühen 7. Jahrhundert. Es gilt als einzigartiges Zeugnis der Christianisierung im deutschen Südwesten. Ein weiteres Meisterwerk ist die spätgotische Skulptur „Schmerzensmann“ aus dem 15. Jahrhundert. Die Holzfigur zeigt Christus mit den Wundmalen der Kreuzigung und mit Dornenkrone.
#Festakt mit Kretschmann und Bischof Krämer
Das Erbe des Ehepaares Gertrud und Robert Ulrich aus Tübingen, das zu den regelmäßigen Besuchern des Museums zählte, belief sich auf insgesamt 1,7 Millionen Euro, berichtete Weihbischof Schneider. Er betonte, dass der Umbau ohne diese Zuwendung nicht möglich gewesen wäre. Mit dem verbleibenden Betrag von 500.000 Euro werde ein benachbartes Gebäude renoviert. Es soll bis Ende 2026 zu einem Begegnungs- und Kreativraum umgebaut werden.
Die Wiedereröffnung des Museums wird mit einem Tag der offenen Tür am Sonntag ab 11 Uhr gefeiert. Zum vorausgehenden Festakt am Samstag haben sich Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) und Diözesanbischof Klaus Krämer angesagt. (2811/04.11.2025)