Schliemann-Pavillon im Pfarrgarten restauriert

Einst lernte der Troja-Entdecker Schliemann hier für die Schule. Jetzt wird der Pavillon hübsch gemacht – damit weiter Touristen kommen.

Pastorin Claudia Steinbrück und Hobby-Historiker Dirk Jacoby vor dem Schliemann-Pavillon
Pastorin Claudia Steinbrück und Hobby-Historiker Dirk Jacoby vor dem Schliemann-PavillonMarion Wulf-Nixdorf

Kalkhorst. Als Kind hat Troja-Entdecker Heinrich Schliemann gut anderthalb Jahre im mecklenburgischen Kalkhorst gelebt. Im Pavillon des Pfarrgartens soll er als Schüler eifrig gelernt haben, um sich auf das Gymnasium vorzubereiten. Nun will die Kirchengemeinde im Klützer Winkel den Gartenpavillon restaurieren.
Viele Touristen lockt der kleine achteckige Pavillon im evangelischen Pfarrgarten von Kalkhorst an. Der Fachwerkbau ist zwar nur knapp zehn Quadratmeter groß, ist aber in vielen Kunst- und Kulturführern verzeichnet. Der Troja-Entdecker Heinrich Schliemann (1822-1890) habe dort als Kind gelebt, heißt es dort.

Unerfreulicher Anblick

Doch bislang war der Anblick des Gebäudes eher unerfreulich: Zwei Fenster sind kaputt, die Tür hängt in den Angeln, der linke Türbalken fehlt ganz, der rechte ist vom Wurm zerstochen. Abhilfe soll noch in diesem Jahr kommen: Die evangelische Kirchengemeinde will den Pavillon sanieren, kündigt Gemeindepastorin Claudia Steinbrück an.
Rund 75.000 Euro soll der Umbau kosten. 90 Prozent kommen aus dem EU-Programm für ländliche Räume. Bedingung ist allerdings, dass der denkmalgerechte Umbau bis zum 15. November fertig ist. Um ihren Eigenanteil in Höhe von etwa 14.000 Euro aufzubringen, sammelt die Kirchengemeinde derzeit kräftig Spenden. In der Kirche steht eine Sammelbüchse, eine Mailing-Aktion wurde gestartet. Wer mehr als 100 Euro spendet, wird mit seinem Namen auf der Spendertafel verewigt.

Pavillon 200 Jahre alt

Rund 200 Jahre alt ist der Pavillon, hat ein Bauforscher herausgefunden. Der älteste Balken stammt aus dem Jahr 1805. Wenn der Pavillon saniert ist, soll er innen eine zeitgenössische Ausstattung bekommen. Geplant sind später kleine Veranstaltungen. Der Pfarrgarten bekommt eine Bank und eine Infotafel über Schliemann.
Ob Heinrich Schliemann hier tatsächlich eifrig Latein gelernt hat, ist allerdings historisch nicht belegt. Fakt ist, dass der Pfarrerssohn aus Neubukow als Neun- und Zehnjähriger mehr als eineinhalb Jahre hier bei Onkel und Tante gelebt hat, nachdem seine Mutter verstorben war. Da liegt es aber zumindest nahe, dass er den schönen Platz im Pfarrgarten auch zum Lernen genutzt hat. (epd)