Bei der evangelischen Kirche in Bayern dreht sich nach Ansicht des scheidenden Herzogenauracher Pfarrers Oliver Schürrle zu viel um Strukturreformen. Er habe gehofft, dass sich mit dem innerkirchlichen Reformprozess „Profil und Konzentration“ in der Landeskirche auch inhaltlich etwas bewegen würde, sagte der 61-Jährige am Freitag dem Online-Portal „sonntagsblatt.de“. „Aber heute reden wir fast nur noch über Zahlen: weniger Finanzen, weniger Mitglieder, zu viele Gebäude“, sagte Schürrle, der sich ab 1. November als Pfarrer beurlauben lässt und eine andere Stelle annimmt. Dies sei alles richtig – aber die entscheidende Frage, wofür Kirche steht, bleibe.
Schürrle war 14 Jahre als Stellenteiler mit seiner Frau Karola Pfarrer von Herzogenaurach (Kreis Erlangen-Höchstadt) sowie Mitglied des Dekane-Teams Erlangen und Mitarbeiter der kirchlichen Segen-Service-Stelle in Nürnberg. Zum 1. November wechselt er als Geschäftsführer zum Bayreuther Verein „Agus – Angehörige um Suizid“, der Menschen nach dem Suizid einer nahestehenden Person unterstützt.
Der Theologe beschrieb die Institution Kirche als „großen Tanker mit Lecks, die wir mit Tesafilm flicken“. Man fusioniere Dekanate und gebe Gebäude auf, „aber das allein reicht nicht“. Er wolle „wieder näher bei den Menschen sein“, begründete Schürrle seinen Schritt. Er gehe „im Guten“ – und mit der Überzeugung, dass auch Kirche nur Zukunft hat, wenn sie wieder näher an den Menschen sei. (3418/31.10.2025)