Schauspieler und Maler

Armin Mueller-Stahl ist ein künstlerisches Multitalent. Kürzlich ist er 90 Jahre alt geworden, die Kunsthalle St. Annen in Lübeck ehrt ihn mit einer Sonderausstellung.

Armin Mueller-Stahl bei der Eröffnung der Ausstellung vor einem seiner Werke
Armin Mueller-Stahl bei der Eröffnung der Ausstellung vor einem seiner WerkeOlaf Malzahn / epd

Lübeck. Ein Schauspieler braucht eine gute Beobachtungsgabe, um sich in seine Rollen hineinzuversetzen. Diese „feine Wahrnehmung“ merke man auch den Bildern von Armin Mueller-Stahl an, sagte Antje-Britt Mählmann, Kuratorin der Lübecker Kunsthalle St. Annen, am Donnerstag bei der Präsentation der Ausstellung mit Werken des Künstlers. Vom 16. Juni bis zum 3. Oktober werden unter dem Titel „Armin Mueller-Stahl. Nacht und Tag auf der Erde“ in der Kunsthalle etwa 140 seiner Gemälde, Zeichnungen und Druckgrafiken gezeigt.

Mueller-Stahl, der als Schauspieler in Deutschland und den USA große Erfolge gefeiert hat, lebt in Sierksdorf an der Ostsee und ist im vergangenen Dezember 90 Jahre alt geworden. Während der Corona-Pandemie habe er jeden Tag jüdische Freunde gemalt, erzählt Mueller-Stahl in der Kunsthalle. Einige der Porträts hängen im zweiten Stock des Museums unter dem Titel „Jüdische Schicksale, Freunde und Weggefährten“ und sind nun zum ersten Mal öffentlich zu sehen. Mit einigen dieser Menschen habe er „gearbeitet, gestritten, gelebt“, sagt er. Vor dem Porträt des Schauspielers, Regisseurs und Intendanten Fritz Wisten sagt Mueller-Stahl: „Ihm verdanke ich alles.“

Spürbare Spaltung

Der Werkzyklus sei gerade wichtig in einer Zeit, in der es Angriffe auf Synagogen und eine spürbare Spaltung der Gesellschaft gebe, so Kuratorin Mählmann „Es macht zeitgenössische Kunst gerade zeitgenössisch, sich mit aktuellen Themen auseinanderzusetzen.“ Die Werke werden in einem Ausstellungsraum präsentiert, von dem ein Fenster direkt auf die benachbarte Synagoge geht.

Kleine Presserunde mit Armin Mueller-Stahl
Kleine Presserunde mit Armin Mueller-StahlOlaf Malzahn / epd

Auch in älteren Werken Mueller-Stahls, die in der Ausstellung gezeigt werden, ist seine Beschäftigung mit aktuellen politischen Themen spürbar. Große düstere Acrylgemälde tragen Titel wie „Die Nazis und der Nahe Osten“ (2015) oder „Terror in Paris. 13.11.2015“ (2015). Auf vielen Bildern hat Mueller-Stahl direkt etwas notiert: „Danke für alles“ steht auf einem Porträt von Michail Gorbatschow, „Obama gerät von einer Scheiße in die nächste“ auf einem Porträt des amerikanischen Ex-Präsidenten von 2011.

Auf die Frage nach der für ihn wichtigsten Kunstform antwortet er: „Die Musik“. Musik berühre ihn am meisten, die Kunst komme dem am Nächsten. Auf mehreren Selbstporträts sieht man Mueller-Stahl mit Geige, ein Instrument, das er studiert hat und nach wie vor spielt. Drei große Acrylgemälde über seine Zeit in den USA sind wie die drei Sätze einer Sinfonie konzipiert: zwei von ihnen bunt und aggressiv, das andere ruhig und großflächig blau.

Die Ausstellung sei „ein ganz besonderes Ereignis für die Kunsthalle, für Lübeck und die ganze Region“, sagte Hans Wißkirchen, Leitender Direktor der Lübecker Museen bei der Präsentation. Begleitend zur Ausstellung ist ein vielfältiges Programm geplant, außerdem erscheint ein Katalog. (epd)