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Sant’Egidio

Bei seinem Aufenthalt in Rom trifft Bundespräsident Steinmeier auch Vertreter der Gemeinschaft Sant’Egidio. Die katholische Laienvereinigung engagiert sich karitativ, diplomatisch und ökumenisch.

Die 1968 in Rom entstandene Bewegung Sant’Egidio widmet sich karitativer Arbeit, Diplomatie in Bürgerkriegsgebieten sowie dem Dialog der Religionen. Sie hat laut eigenen Angaben rund 60.000 Mitglieder in mehr als 70 Ländern, davon 5.000 in Deutschland. Ihr Hauptsitz befindet sich im römischen Stadtteil Trastevere, das deutsche Zentrum ist seit 1983 Würzburg.

Seit 1986 ist die ökumenisch ausgerichtete Gemeinschaft von der katholischen Kirche als Laienvereinigung anerkannt. Sie finanziert ihre Arbeit durch Mitgliedsbeiträge, Spenden und öffentliche Zuschüsse. Gründer der Gemeinschaft ist der italienische Historiker Andrea Riccardi (75). Für sein Friedensengagement wurde er 2009 mit dem Aachener Karlspreis ausgezeichnet.

Wegen ihrer informellen Kontakte zu Politikern und Kirchenführern konnte die Vereinigung in mehreren bewaffneten Konflikten vermitteln. Ihre größte diplomatische Leistung ist der “Friedensvertrag von Rom”, mit dem 1992 der 15 Jahre dauernde Bürgerkrieg in Mosambik beendet wurde. Andere besondere Aktivitäten liegen in der internationalen Ächtung der Todesstrafe und in einem Anti-Aids-Programm in Afrika. Zudem pflegt die Gemeinschaft die Erinnerung an die christlichen Märtyrer des 20. und 21. Jahrhunderts.

Seit Ende des Kalten Kriegs widmet sich Sant’Egigio der Fortsetzung des Weltfriedensgebets von Assisi. Papst Johannes Paul II. (1978-2005) hatte dort 1986 erstmals Religionsführer aus aller Welt zu Gebet und Dialog zusammengerufen. Seither veranstaltet Sant’Egidio jährlich internationale Friedenstreffen in unterschiedlichen Städten. Im September 2023 fand das Treffen in Berlin statt, damals nahm auch Bundespräsident Steinmeier teil. Am 9. Oktober 2017 hatte das Staatsoberhaupt erstmals Sant’Egidio in Rom besucht.