Sanierung der Lübecker Synagoge beendet

Es ist vollbracht: Die Lübecker Synagoge ist endlich komplett saniert, mit einer Verspätung von drei Jahren. Zum Schluss mussten Tischler aus England helfen.

Die Synagoge ist für 8,5 Millinen Euro saniert worden
Die Synagoge ist für 8,5 Millinen Euro saniert wordenNadine Heggen

Lübeck. Nach sechsjähriger Bauzeit ist die Sanierung der Lübecker Carlebach-Synagoge nun vollständig abgeschlossen. Zuletzt hatten Tischler aus dem englischen Manchester in den vergangenen zehn Tagen die Sakralmöbel eingebaut. „Die gelungene Restaurierung ist ein Symbol für die Wiederbelebung der jüdischen Gemeinde in Lübeck“, sagte Rabbiner Nathan Grinberg bei der Präsentation des Umbaus. Die Kosten belaufen sich auf insgesamt 8,5 Millionen Euro und werden vom Bund, dem Land, der Stadt und drei Stiftungen bezahlt. Die Lübecker Synagoge ist die einzige vollständig erhaltene in Schleswig-Holstein.

Der offizielle Festakt zur Einweihung war ursprünglich für April geplant und musste wegen der Corona-Pandemie verschoben werden. Bereits im März waren die Gebetsbänke, der Thoraschrein, der Bima (ein Tisch mit Podest) und das Rednerpult im Seecontainer aus Israel in Lübeck angekommen. Die israelischen Handwerker konnten da allerdings wegen der Pandemie-Auflagen schon nicht mehr einreisen.

Nun übernahmen englische Tischler die Aufgabe, die mit dem israelischen Möbel-Hersteller in enger Verbindung stehen. Ein Ingenieur aus dem Kibbuz war per Live-Stream zugeschaltet, um den Einbau der edlen Möbel aus dunklem Pinienholz fachmännisch zu begleiten.

Ausstellung in Planung

Geplant ist, dass im Mai 2021 eine Ausstellung eröffnet wird, die über die Geschichte der Juden in Lübeck und die Rabbinerfamilie Carlebach informiert. Die Gemeinde hat rund 650 Mitglieder, die überwiegend aus Osteuropa stammen. Die Synagoge bietet nach dem Umbau Sitzplätze für 280 Menschen. 90 Plätze sollen auf der Empore noch dazu kommen.

Blick in die Synagoge
Blick in die SynagogeNadine Heggen

Zu den Baumaßnahmen gehörten die Reparatur des Dachs sowie die Erneuerung der Heizung und der Sanitäranlagen. Im Zentrum stand jedoch die Restaurierung der reich verzierten Wände und Decken des zweistöckigen Gottesdienstraums. Die Restauratoren konnten die ursprünglichen Ausmalungen freilegen, die unter blauer Wandfarbe verborgen waren. „Es ist ungewöhnlich für eine Synagoge, dass der ursprüngliche Charakter über die Jahre erhalten geblieben ist“, sagte die Leiterin der Denkmalpflege in Lübeck, Irmgard Hunecke.

Ursprünglich sollte der Umbau 3,3 Millionen Euro kosten und 2017 beendet werden. Im Juni 2016 mussten die Bauarbeiten wegen fehlender Gelder gestoppt werden, im November 2016 gingen sie weiter. Während der Maßnahmen musste die Gemeinde ihre Gebete im beengten Keller des Nachbargebäudes abhalten.

Zeichen gegen Antisemitismus

„Gerade in diesen Zeiten ist ein breites Engagement für eine Synagoge ein wichtiges Zeichen gegen Antisemitismus“, sagte die Pröpstin des evangelischen Kirchenkreises Lübeck-Lauenburg, Petra Kallies. Die ständige Polizeipräsenz vor der Synagoge erinnert an die leidvolle Geschichte der jüdischen Gemeinde in der Hansestadt.

Anschlag auf Synagoge

1880 im maurischen Stil errichtet, verfügte das Gebäude bis Ende der 1930er-Jahre über eine prunkvolle Fassade und eine große Kuppel. In der Reichspogromnacht am 9. November 1938 schändeten Nationalsozialisten die Synagoge und verwüsteten mehrere Räume. Dennoch ist die Synagoge eine der wenigen in Deutschland, die in der NS-Zeit nicht völlig zerstört wurde. Das Gebäude musste an die Stadt verkauft werden und wurde als Sporthalle genutzt. Dafür ließ die Stadtverwaltung die Fassade und die Kuppel entfernen. Das erste gemeinsame Gebet nach Ende der Nazizeit feierten die verbliebenen Juden am 1. Juni 1945 wieder in der Synagoge.

Am 25. März 1994 wurde auf die Synagoge ein Brandanschlag verübt. Dabei wurden der Vorraum und historische Dokumente zerstört. Verletzt wurde allerdings niemand. Es war das erste Mal nach der Pogromnacht 1938, dass in Deutschland eine Synagoge in Brand gesteckt wurde. Die vier jungen Täter stammten aus dem rechtsextremen Milieu. Bei einem zweiten Brandanschlag ein Jahr später brannte ein angrenzender Schuppen. (epd)