Sächsischer Ex-Bischof distanziert sich von Vergangenheit

Der konservative Theologe Carsten Rentzing hat über seine umstrittene Vergangenheit lange geschwiegen. Jetzt distanziert er sich, sieht sich aber auch respektlos behandelt.

Carsten Rentzing
Carsten RentzingMatthias Rietschel / epd

Dresden. Der zurückgetretene sächsische Landesbischof Carsten Rentzing (52) ist in Dresden aus seinem Amt verabschiedet worden. In einer Rede nach dem Gottesdienst distanzierte er sich von Texten aus seiner Studentenzeit, beklagte aber auch einen respektlosen Umgang mit seiner Person. Zu den als antidemokratisch eingeschätzten Schriften von vor mehr als 25 Jahren sagte er: „Jeder nationale Geist, der sich selbst überhebt und andere Menschen, andere Nationen, andere Völker und Kulturen verachtet und ablehnt, widerspricht dem Geiste meines Herrn Jesus Christus“.

Er habe über die Texte aus seiner Studentenzeit nie erzählt, weil er das Alte als vergangen angesehen habe. So sei der Eindruck entstanden, er habe Weiteres verschweigen wollen. Schon lange sei man auf der „Suche nach einem Angelhaken“ in seinem Leben gewesen. „Man hat gesucht und schließlich hat man gefunden“, sagte Rentzing. Zugleich räumte er ein, dass seine damaligen, schriftlich dargelegten Gedanken antidemokratisch waren. Er habe aber nicht zerstören, sondern verbessern wollen.

„Rufmord und Verleumdung“

Rentzing hatte sein Bischofsamt am 11. Oktober nach gut vier Jahren an der Spitze der Landeskirche zur Verfügung gestellt. Hintergrund sind von ihm als Student verfasste Texte, die das Landeskirchenamt als „elitär, in Teilen nationalistisch und demokratiefeindlich“ einstufte.

Die Entscheidung zurückzutreten, habe er allein getroffen und sei von niemandem gezwungen worden, sagte Rentzing. Er habe seiner Kirche weitere Diskussionen um seine Person ersparen wollen. Die gut 20-minütige Rede wurde mehrfach von Applaus unterbrochen. Rentzing zitierte seine eigene Tochter mit den Worten, dass es „Rufmord und Verleumdung“ gegen ihn gegeben habe. Er nenne es einfach nur respektlos.

Carsten Rentzing (re.) gibt die Bischofskette an Ralf Meister zurück Foto: Matthias Rietschel / epd
Carsten Rentzing (re.) gibt die Bischofskette an Ralf Meister zurück Foto: Matthias Rietschel / epd

Die Entpflichtung im Gottesdienst zu Beginn der Herbsttagung der sächsischen Landessynode übernahm der Leitende Bischof der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD) und Landesbischof der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers, Ralf Meister. In seiner Predigt rief er zu Vergebung und Versöhnung auf.

Kritik an Petition

Dies meine nicht, „die Wiederherstellung des Alten“, sondern das etwas Neues entsteht, „was vor dem Konflikt nicht zu denken war“, sagte Meister. Dafür brauche es Arbeit, guten Willen und Geduld. Es gelte, die Wahrheit zu suchen, nicht den Verdacht zu pflegen. Kritik äußerte Meister an den Petitionen zum Fall Rentzing: „Petitionen über Personen sind gnadenloses Gift“, sagte er.

Während des Gottesdienstes in der Dresdner Martin-Luther-Kirche gab Rentzing die Bischofskette zurück und wurde von seinen Amtspflichten entbunden. Ministerpräsident Michael Kretschmer und Landtagspräsident Matthias Rößler (beide CDU) sowie Vertreter der Gemeinden und anderer Kirchen nahmen daran teil. Auch Rentzings Familie war dabei. Synodalpräsident Otto Guse appellierte: „Achtet den Dienst, den Carsten Rentzing getan hat, und betet weiterhin für ihn.“

Ob Rentzing nun in der Landeskirche eine andere Aufgabe übernimmt, ist noch offen. Die Wahl einer Nachfolgerin oder eines Nachfolgers für Rentzing ist für den 29. Februar und 1. März geplant.  (epd)