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Robert-Geisendörfer-Preis 2025 verliehen

Gesellschaftspolitische Stoffe dominieren beim Medienpreis der Evangelischen Kirche für Produktionen aus Fernsehen, Radio und dem Netz. Einen Sonderpreis gibt es für die Schauspielerin und Kabarettistin Maren Kroymann.

Die Animationsserie “Fritzi und Sophie” und die Dokumentation “Auf Fritzis Spuren – Wie war das so in der DDR?” des Mitteldeutschen Rundfunks (MDR) sind beim Robert-Geisendörfer-Preis als “innovativste und mutigste Produktion des Kinderfernsehjahrgangs 2024” ausgezeichnet worden. Der Produktion um die beiden Mädchen gelinge, “ein wichtiges Kapitel deutsch-deutscher Geschichte verständlich zu erzählen und dabei große Empathie zu wecken”, heißt es in der Begründung der Kindermedien-Jury unter Leitung des Theologen Udo Hahn.

Den Robert-Geisendörfer-Preis in der Kategorie Fernsehen erhalten in diesem Jahr der Film “Ein Mann seiner Klasse” (SWR/BR) nach dem Roman von Christian Baron und die Dokumentation “Ausgesetzt in der Wüste”. Der Fernsehfilm “Ein Mann seiner Klasse” erzähle bewegend die Kindheit eines Jungen in prekären Verhältnissen, geprägt von Gewalt, Alkohol und schmerzhafter Vatersuche, aber auch von Menschen, die Hoffnung geben, so die Jury des von der evangelischen Kirche gestifteten Medienpreises. Die Dokumentation “Ausgesetzt in der Wüste” (BR) von Philipp Grüll und Erik Häußler liefere dagegen erschütternde Einblicke in die Folgen der EU-Migrationsabkommen mit nordafrikanischen Staaten.

In der Kategorie Online wurde “Diagnose: Unangepasst – Der Alptraum Tripperburg” der Autorinnen Ann-Kathrin Canjé und Sophie Rauch Charlotte Witt ausgezeichnet. Die MDR-Podcastserie erzähle eindrücklich von den berüchtigten “Tripperburgen” der DDR – geschlossenen Kliniken, in denen als unangepasst geltende Mädchen Zwangsuntersuchungen, Gewalt und Demütigung erlitten. Die Serie mache innovativ “ein verdrängtes Kapitel deutscher Geschichte sichtbar”, urteilte die Jury.

Beim Hörfunk machten in diesem Jahr das Hörspiel “Mädchen, Frau etc.” des Hessischen Rundfunks und das Deutschlandfunk-Dokumentarhörspiel “Keine Namen, niemand” von Annette Kufner (Buch) und Franziska Stuhr (Regie) das Rennen. “Mädchen, Frau etc.” von Jackie Thomae erzähle von den unterschiedlichen Lebenswegen und Erfahrungen schwarzer Frauen und Queers in Großbritannien. “Was dem Format besonders gelingt, ist, Gefühl, Wärme und Offenheit auch in vermeintlich harten Themen zu finden – das macht die Produktion so besonders”, heißt es in der Jury-Begründung. “Keine Namen, niemand” mache eindringlich erfahrbar, wie Sinti und Roma in einem kleinen Ort zur Zeit des Nationalsozialismus drangsaliert, deportiert und ausgelöscht wurden. “Gestützt auf Dokumente und Zeitzeugenberichte erzählt Kufner so anschaulich wie bedrückend, wie Verfolgung, Mitläufertum und Vertuschung ineinandergriffen”, so die Jury.

Über die Preise für Fernsehen, Online und Hörfunk befand die Jury “Allgemeine Programme” des Preises, die in diesem Jahr von der rheinland-pfälzischen Kirchenpräsidentin Dorothee Wüst geleitet wurde. Die Jury “Kindermedien” zeichnete neben “Fritzi und Sophie” auch die Folge “Krebs-Check” aus der TV-Reihe “Checker Tobi” des BR aus. Sie erkläre die Krankheit sachlich, kindgerecht und ohne Angst zu schüren und vermittle so” einfühlsam komplexe Medizin”.

Die Preisverleihung fand am Mittwochabend beim Norddeutschen Rundfunk in Hamburg statt. Der bereits zuvor bekannt gegebene, undotierte Sonderpreis der Jury ging an die Schauspielerin, Kabarettistin und Sängerin Maren Kroymann für jahrzehntelanges künstlerisches Wirken “mit Mut, Scharfsinn und Humor”.

Der Robert-Geisendörfer-Preis wird seit 1983 für publizistische Leistungen vergeben, die den christlichen Glauben vertiefen und das menschliche Verantwortungsbewusstsein sowie den sozialen Zusammenhalt und die Vermeidung von Gewalt fördern. Er ist nach dem bayerischen Pfarrer und Kirchenrat Robert Geisendörfer (1910-1976) benannt, der als Mentor der evangelischen Publizistik im Nachkriegsdeutschland gilt.