Die DLRG fordert Investitionen in die Bäderinfrastruktur: Jede Grundschule brauche ein Schwimmbad in erreichbarer Nähe. 2024 ertranken 14 Kinder bis zehn Jahren; insgesamt kamen 411 Menschen im Wasser ums Leben.
Jede Grundschule muss ein Schwimmbad in erreichbarer Nähe haben – das fordert die Präsidentin der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG), Ute Vogt. “Wir hoffen, dass der Bundestag das Infrastrukturprogramm beschließt und dabei auch die Bäderinfrastruktur im Blick hat”, sagt Vogt am Donnerstag in Hamburg bei der Vorstellung der Statistik zu Ertrunkenen im Jahr 2024.
Im vergangenen Jahr sind demnach 14 Kinder bis zehn Jahren tödlich in Gewässern verunglückt. Das waren drei weniger als im Vorjahr, doch Grundschüler hierzulande würden immer schlechter schwimmen. “Wir gehen davon aus, dass 20 Prozent der Kinder die Grundschule verlassen, ohne schwimmen zu können. 50 Prozent sind keine sicheren Schwimmer”, so die DLRG-Präsidentin. Vor allem im ländlichen Raum fehlten Wasserflächen, um Kindern das Schwimmen beizubringen.
Zudem passierten auch zu Hause – insbesondere in der Badewanne – immer wieder Unglücke. Außerhalb würden Kinder meist dort verunglücken, wo Eltern weniger damit rechnen: im Gartenteich, im Planschbecken oder im Bach hinter dem Spielplatz.
Insgesamt sind im vergangenen Jahr 411 Menschen in Deutschland im Wasser ums Leben gekommen. Damit ist die Zahl der Opfer erstmals seit fünf Jahren wieder auf über 400 gestiegen. Fast jedes zweite Unglück ereignete sich in den drei Sommermonaten ab Juni – allein im heißen August 2024 ertranken demnach 80 Menschen. 76 Prozent der tödlich Verunglückten waren Jungen oder Männer. “Sie unterschätzen Gefahren, überschätzen sich selbst, und hinzu kommt oft noch der Alkohol”, erklärte Achim Wiese, stellvertretender Leiter der DLRG-Verbandskommunikation.
Im Vergleich zum Vorjahr sind zudem deutlich mehr ältere Menschen im Wasser ums Leben gekommen. Ertranken 2023 noch 31 Männer und Frauen zwischen 61 und 70 Jahren, waren es im vergangenen Jahr 55. Auch bei den 71- bis 80-Jährigen und den über 80-Jährigen sind deutlich mehr Menschen im Wasser zu Tode gekommen: 65 (Vorjahr: 40) beziehungsweise 51 (Vorjahr: 32).
DLRG-Präsidentin Vogt erklärte, dass Hitze und auch ein Sprung ins kühle Wasser den Körper sehr belasten könnten. Sie warnte, dass ältere Menschen in Zukunft noch häufiger ertrinken könnten: “Angesichts weiter steigender Temperaturen im Zuge der klimatischen Veränderungen wird die Wahrscheinlichkeit solcher Unfälle womöglich noch zunehmen.” Ältere Menschen müssten besonders vorsichtig sein.
Etwa 90 Prozent der Unglücke sind laut DLRG in Binnengewässern passiert, also etwa in Seen, Flüssen, Teichen oder Bächen. Vogt warnte: “Flüsse sind sehr gefährliche Orte, um schwimmen zu gehen.” Wiese ergänzte, dass Eltern mit ihren Kindern auch nicht zum Spielen auf die Autobahn gehen würden. An Flüssen sei große Vorsicht angebracht.
Darüber hinaus kamen 30 Menschen in Nord- und Ostsee ums Leben. “Die Flüsse, aber auch alle anderen unbewachten Gewässer sollten möglichst gemieden werden”, sagte Vogt. Am sichersten sei das Baden und Schwimmen dort, wo Rettungsschwimmer im Notfall direkt vor Ort seien. Die Wasserrettungsorganisation konnte 2024 eigenen Angaben zufolge in 300 Fällen Schlimmeres verhindern.