Bei einer ökumenischen Gedenkfeier in der KZ-Gedenkstätte Dachau zur Reichspogromnacht 1938 will der evangelische Pfarrer Björn Mensing die Mitschuld der Kirche bekennen. Kein Bischof habe damals den Mut gehabt, die Verbrechen der Nationalsozialisten öffentlich zu verurteilen, teilte der Gedenkstättenpfarrer und Historiker am Dienstag mit. „Nur einzelne mutige Christenmenschen zeigten sich solidarisch mit den verfolgten Juden und protestierten.“ Die Gedenkfeier am 9. November beginnt um 11 Uhr in der evangelischen Versöhnungskirche in der KZ-Gedenkstätte.
Auch Angehörige von Opfern und Überlebenden der Schoah wollen zum Gedenken kommen. Dass sie die Einladung dazu angenommen haben, sei für Mensing und Pastoralreferentin Judith Einsiedel von der Katholischen Seelsorge an der KZ-Gedenkstätte Dachau ein besonderes Zeichen. Bei der Gedenkfeier wollen Mensing und Einsiedel auch an drei exemplarische Schicksale von KZ-Häftlingen erinnern. In den Tagen nach der reichsweiten Pogromnacht vom 9. auf den 10. November 1938 wurden den Angaben zufolge über 30.000 Männer verhaftet und in Konzentrationslager verschleppt, allein 11.000 nach Dachau.
Die Gedenkfeier endet an der jüdischen Gedenkstätte, wo Bernd Sucher, Vorsitzender der Liberalen jüdischen Gemeinde Beth Shalom, und Moris Lehner, Ehrenmitglied der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, sprechen werden. Der Hochschulprofessor und Autor Bernd Sucher ist Sohn der Holocaust-Überlebenden Margot Sucher (1925-2005). Auch der Vater des Rechtswissenschaftlers Moris Lehner, Nikolaus Lehner (1923-2005), überlebte den Holocaust, ließ sich in Dachau nieder und wirkte dort später als Zeitzeuge. (3447/04.11.2025)