Regionalbischöfin Bornowski rät zu weniger Rechtfertigungsstress
Die Menschen sollten sich nach Ansicht der Ansbach-Würzburger Regionalbischöfin Gisela Bornowski weniger Rechtfertigungsstress aussetzen. „Ständig rechtfertigen wir uns, müssen oder wollen wir uns in einer bestimmten Weise präsentieren, versuchen wir, bei anderen einen guten Eindruck zu hinterlassen“, sagte die Theologin am Donnerstag in der Würzburger St. Stephanskirche im Reformationsgottesdienst laut Predigtmanuskript. Dabei dürften die Menschen „hören und glauben, dass Gott zu uns sagt: Du bist mir echt, auch wenn du es nicht allen recht machen kannst“. Diese Erkenntnis sei der „Kern der Reformation“.
Bornowski sagte, anders als zu Martin Luthers Zeiten hätten die Menschen heute sicher keine Angst mehr, wegen „zu wenig Leistung am Ende der Zeiten in der Hölle zu landen“. Aber sie quälten sich heute mit anderen Fragen: Wie kriege ich mein Leben so hin, dass es mir gelingt? Oder: Wie kann ich meine Schulden bezahlen? Und es gebe Menschen, die zerstören sich fast selbst mit ihren Zweifeln. Etwa, indem sie sich bei einem vollen Kühlschrank zu Tode hungern. Oder Kirchengemeinden, die an der sinkenden Zahl der Gottesdienstbesucher leiden. „Muss ich mich immer wieder neu erfinden und ständig rechtfertigen?“, fragte Bornowski.
Genau vor diesem Hintergrund sei sie gerne evangelisch, erläuterte die Theologin: „Oder noch viel besser: ich bin gerne Christin!“ Sie vertraue auf Christus, denn dieser „heilt mein Leben und bringt alles zurecht“. Für sie sei das Reformationsfest „ein Fest gegen die Angst und ein Fest der Freiheit“. (00/3269/01.11.2024)