Artikel teilen:

Rawdogging-Trend: Nichtstun nicht auf die Spitze treiben

“Faul sein ist wunderschön”, sagt Pippi Langstrumpf – und rät dazu, einfach dazusitzen und vor sich hin zu schauen. Diesem Ideal scheint ein aktueller Trend in Sozialen Medien zu folgen.

Meditation, Auszeit für den Geist oder Training für den Körper? Beim aktuellen Rawdogging-Trend in Sozialen Medien verzichten vorwiegend junge Männer auf ablenkende Beschäftigung. Während langer Flugreisen Filme gucken, auf dem Handy spielen, Bücher lesen oder auch nur eine Unterhaltung mit dem Sitznachbarn – alles tabu.

Beate Landgraf bezeichnet den bewussten Verzicht auf Beschäftigung aus psychologischer Sicht erst einmal als “klasse”. “Sich aber biologischen Bedürfnissen wie Essen, Trinken und Schlafen zu verweigern, ist schlecht weg eine Selbstverletzung und psychologisch gesehen sehr zweifelhaft”, sagte die Psychologin aus Erlangen am Mittwoch der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).

Denn der Rawdogging-Trend wird immer extremer: Manche TikToker brüsten sich, während eines mehrstündigen Fluges auf Speisen, Getränke, Schlaf und Toilettengänge verzichtet zu haben. In einer Art Wettbewerb ist offenbar derjenige der Beste, der es schafft, am längsten ausschließlich vor sich hin zu starren. Fußballprofi Erling Haarland hielt es nach eigenem Bekunden sieben Stunden lang ohne Schlaf, Wasser und Essen aus – mit dem Blick auf die Flugkarte.

Der Begriff “Rawdogging” bezeichnete zunächst ungeschützten Geschlechtsverkehr. Inzwischen wird er aber generell für Tätigkeiten verwendet, bei denen wichtige Dinge weggelassen werden, wie Kopfschmerzen ohne Schmerztablette, Schuhe ohne Socken oder eben Fliegen oder Bahnfahren ohne Ablenkung.