Raus in die Natur
Für die einen bedeutet Himmelfahrt eine Tour mit dem Bollerwagen. Für Hamburger Kirchengemeinden beginnt dann die Saison der Gottesdienste unter freiem Himmel – manchmal sogar ökumenisch.
Hamburg. Die Sache hat Tradition. Viele Gemeinde in Hamburger nutzen Himmelfahrt für einen Gottesdienst unter freiem Himmel. Zugleich pflegen viele Männer einen ganz anderen Brauch: mit Bollerwagen und Bier auf in die Natur. Schließlich ist Himmelfahrt auch Vatertag.
Wo genau der Brauch des Vatertages seinen Ursprung hat, lässt sich schwer sagen. Zum einen waren wohl im Mittelalter sogenannte Flurumrundungen üblich, bei denen der Besitz umschritten oder umritten wurde. Im 19. Jahrhundert entwickelten sich daraus die „Herrenpartien“ oder „Schinkentouren“. Alkohol spielt dabei eine wichtigere Rolle als Weihwasser. Seit 1934 ist Christi Himmelfahrt ein gesetzlicher Feiertag. 40 Tage nach Ostern und 10 Tage vor Pfingsten. Ob dabei ein Herrenausstatter oder ein Brauereiunternehmen seine Finger im Spiel hatte, ist unklar. Es lassen sich unterschiedlichste Quellen darüber finden.
Klischee vom Vatertag
Alkoholisierte Männer in der Natur – das ist das Klischee vom Vatertag. „Nach meiner Wahrnehmung stimmt das Bild, dass Männer, wenn sie unter sich sind, nur Saufen, Autos und Frauen als Gesprächsthemen haben, nicht“, sagt Otmar Krause. Er war lange Zeit Ansprechpartner des Männerforums der Nordkirche im Kirchenkreis Hamburg-Ost und hat heute als Pastor in seiner Gemeinde Philippus und Rimbert in Horn eine Männergruppe.
Gemeinsamer Gottesdienst
Einen theologischen Zusammenhang zwischen dem Vatertag und Himmelfahrt sieht Krause nicht. „Himmelfahrt ist der Versuch, eine Antwort darauf zu finden, was mit Jesus nach seiner Auferstehung passiert ist. Als er für seine Jünger nicht mehr sichtbar war“, erklärt er. Man habe das alte Bild von dem Vater, zu dem der Sohn zurückkehrt, genommen und der Trauer so eine bildhafte Gestalt gegeben, wie das bei jedem Abschied so ist. „Heute sind wir in der gleichen Situation wie die Jünger damals“, so Krause.
Feiern wird Krauses Gemeinde Philippus und Rimbert zusammen mit der Nachbargemeinde Schiffbek und Öjendorf auf dem Friedhof Schiffbek. „Ein hoffnungsfroher Gottesdienst“, der seit vielen Jahren gut besucht ist. Los geht es um 11 Uhr.
Lücke geschlossen
Auf der anderen Seite Hamburgs, in Ottensen, feiert die Tabita-Kirchengemeinde mit ihren katholischen Nachbarn einen ökumenischen Gottesdienst – ebenfalls unter freiem Himmel: Er findet am Donnerstag, 26. Mai, um 10.30 Uhr im Rathenaupark statt. Maßgeblich daran beteiligt sind der evangelische Pastor Matthias Kaiser und der katholische Pfarrer Wolfgang Bruns von der katholischen St.-Marien-Gemeinde. „Wir freuen uns, wieder im Rathenaupark feiern zu können – die letzten beiden Jahre war das coronabedingt nicht möglich“, so Kaiser. Nun werde eine Lücke im geistlichen Leben in Ottensen und auch Othmarschen wieder gefüllt.
Beliebte Tradition
Der Himmelfahrt-Gottesdienst im Park sei schon vorher zu einer beliebten Tradition geworden und habe sich in der ökumenischen Ausrichtung bewährt, so der Theologe. Eingeladen sind alle, „die einen Gottesdienst unter freiem Himmel genießen wollen“. Viele Familien und Konfirmanden seien stets darunter. Es gehe einerseits darum, die Natur unter freiem Himmel zu genießen – dafür biete sich die Feier, in deren Rahmen auch ein Konzert mit Posaune geplant ist, an. Andererseits ist Kaiser und Bruns die Botschaft wichtig, die sie mit ihrer gemeinsamen Predigt vermitteln wollen.
Darin geht es um die Visionen des Propheten Daniel: „Wir werden uns jene Bilder deutlich machen, die Zuversicht ausstrahlen“, sagt Kaiser. „Wir Menschen leben als empfindsame Wesen in der Welt – und mit der Aussicht darauf, dass alle Völker mit Gott in dieser Schöpfung Platz haben werden. Gott schiebt alles Bedrohliche zur Seite. Es ist ein Happy End, das sehr anschaulich begründet ist.“ Zugleich werde dazu aufgerufen, auch während Krisenzeiten im Glauben stark zu bleiben, so der Pastor aus Altona. „Wir müssen lernen, mit Bedrohungen zu leben, die unerwartet und schrecklich sein können. Dennoch haben wir als Christen die Aussicht auf ein friedliches Miteinander.“