Randale zu Silvester: Gewaltforscher warnt vor Vorverurteilung

Auch bei den Rettungsdiensten würden Menschen mit Migrationsgeschichte arbeiten, sagt der Bielefelder Wissenschaftler. Sie seien ebenfalls zu Opfern geworden.

Nicht nur hier in Berlin wurde zu Silvester randaliert
Nicht nur hier in Berlin wurde zu Silvester randaliertImago / Jürgen Held

Der Bielefelder Gewaltforscher Andreas Zick warnt davor, für die Angriffe auf Polizisten und Rettungskräfte in der Silvesternacht Menschen mit Migrationshintergrund verantwortlich zu machen. „Dass Silvester so gewalthaltig war, reiht sich ein in einen Anstieg an Gewalt in der gesamten Gesellschaft“, sagte er dem Redaktions-Netzwerk Deutschland. Es sei falsch, jetzt Vorverurteilungen von vermeintlich existierenden Gruppen wie Migranten zu diskutieren.

Zugleich beleidige ein Pauschalurteil Millionen von Menschen, die sich als Einwanderer verstehen, sagte der Leiter des Instituts für Konflikt- und Gewaltforschung an der Universität Bielefeld. Schließlich blende eine solche Schuldzuweisung aus, „wie viele Menschen mit Migrationsgeschichte selbst in den Rettungs- und Polizeidienststellen arbeiten und ebenfalls Opfer sind“.

Von Drogen aufgeputscht

Zick fügte mit Blick auf die Ausschreitungen vor allem in Großstädten wie Berlin hinzu: „Selbst wenn junge Männer aus migrantischen Milieus beteiligt sind: Es sind gewaltorientierte Gruppen, die ein Feindbild von Polizei teilen, und viele andere, die die Gelegenheit nutzen oder sich anheizen lassen.“ Überdies seien die Täter „wieder in der absoluten Mehrheit junge Männer, die irgendwelchen traditionellen Rollenklischees folgen“. Es seien von Drogen aufgeputschte Menschen sowie solche, „die Spaß an Gewalt haben und andere darin bestätigen, dass Gewalt Spaß macht“.

Man könne die Gruppendynamik genauer erforschen, sagte der Sozialpsychologe. „Aber wir müssen das ohne Vorurteil und Vorabbeschuldigung von Gruppen tun, denn es sind viele Gruppen, die die Dynamik erzeugen.“ Auch könne man über alternative Silvesterkulturen jenseits von Verboten nachdenken.