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Psychologin: Zu viel Lob kann Kindern schaden

Kommunikation auf Augenhöhe statt übertriebenes Lob: Eine Expertin erklärt, warum ‘Danke sagen’ manchmal die beste Methode in der Erziehung ist.

Nicht nur Abwertung, sondern auch übermäßiges Lob kann das Selbstgefühl von Kindern nach Worten einer Psychologin schwächen. “Beides lenkt die Aufmerksamkeit nach außen”, sagte Cornelia Stöckel am Dienstagabend bei einem Livetalk der Zeitschrift “Psychologie Heute”. Kinder wollten wertvoll sein und etwas beitragen. Daher sei Dank angemessener als Lob, wenn ein Kind etwa beim Tischdecken geholfen habe – als Kommunikation auf Augenhöhe. Übertriebenes Lob könne zudem die Wahrnehmung verzerren und überzogene Erwartungen schüren, fügte der Entwicklungspsychologe Moritz Daum hinzu.

Sobald Kinder sprechen lernten, sei es zudem wichtig, ihnen eine empathische Sprache anzubieten, fügte Stöckel hinzu. Hilfreiche Formulierungen seien etwa: “Schön, wenn du dich freust”, “dir tut wohl etwas weh, dass du so weinst” oder “ich glaube, du bist satt”. Sie ermutigten das Kind, die Aufmerksamkeit nach ihnen zu richten und nachzuspüren, wie es ihm tatsächlich gehe. So könnten Kinder ein gutes Gespür für sich und die eigenen Bedürfnisse entwickeln.

Die Familientherapeutin riet zum Bemühen, sich so gut wie möglich in das Kind einzufühlen. Oft seien Eltern in den ersten anderthalb Lebensjahren ihres Kindes sehr offen – “und dann setzt das Erziehen ein”. Eltern hätten dann etwa das Gefühl, das Kind sollte nicht so ängstlich, wütend oder traurig sein, obwohl diese Gefühle nicht falsch oder schlecht seien.

Ratsam sei für Eltern, sich immer wieder bewusst zu machen, dass sie “Vorbild in so ziemlich allem” seien, betonte Daum. Wer etwa wolle, dass das Kind einen Fahrradhelm aufziehe, für den sei die einfachste Maßnahme, selbst einen aufzusetzen.

Nach Perfektion zu streben, sei dagegen nicht sinnvoll. “Das wird scheitern und zu Frustration führen.” Zudem könne es für Kinder durchaus wertvoll sein, zu erfahren, dass Vater oder Mutter nicht perfekt seien, sondern Fehler machten, dafür aber Lösungen fänden. Daum: “Gut genug ist das neue Perfekt.”