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Projekt für Flüchtlinge betont Effekte für die ganze Gesellschaft

Eine große „Anfangseuphorie“ hat die Leiterin von TAFF (Therapeutische Angebote für Flüchtlinge), Astrid Utler, vor zehn Jahren für ihr Projekt erlebt. In den damaligen Jahren der Willkommenskultur hätten sie viele interessierte Therapeuten kontaktiert, die Fortbildungen seien überlaufen gewesen, erzählte die Psychologin am Donnerstag bei einer Feier zum zehnten Geburtstag der Diakonie Bayern von TAFF. Heute sei diese Stimmung verflogen, „aber wir senden weiter die Botschaft, dass das Angebot wichtig für die Integration der Flüchtlinge und für die gesamte Gesellschaft ist“, sagte sie.

Auf die psychische Gesundheit von Flüchtlingen zu achten und Familien zu stärken „ist besser für alle“, betonte auch der Theologe und Journalist Stephan Anpalagan. Man brauche einen „langen Atem“ für die Integration, unterstrich der Züricher Professor für Psychologie, Stefan Kammhuber. Studien würden zeigen, dass die soziale Unterstützung für Migrantinnen und Migranten „ein wesentlicher Bestandteil ist, sich in andere Kulturen zu integrieren“.

Der Integrationsbeauftragte der bayerischen Staatsregierung, Karl Straub (CSU), kritisierte bei dem Podiumsgespräch, dass Migranten „nur noch in gut und böse eingeteilt werden und nicht auf den Einzelnen geschaut wird“. Zuwanderung müsse so dargestellt werden, wie sie geschehe, nämlich „überwiegend positiv“. Straub lobte das Projekt TAFF der Diakonie Bayern, das mit seinem niederschwelligen Engagement für die Betreuung psychisch kranker Flüchtlinge für ihn eine „Herzensangelegenheit“ sei. Die Erfolge der Angebote an 15 bayerischen Standorten seien sicher „nur schwer messbar“, aber er werde für eine weitere Finanzierung des Projekts kämpfen, versicherte Straub, der den verhinderten Innenminister Joachim Herrmann (CSU) vertrat.

„Wenn wir Menschen ernsthaft begleiten wollen, brauchen wir keine Projektbefristung, sondern Verlässlichkeit“, stellte Sabine Weingärtner, Präsidentin des Diakonischen Werks Bayern, fest. Die TAFF-Standorte seien für viele geflüchtete Menschen „der Ort, an dem Heilung beginnt“, sagte sie. Seelische Gesundheit sei kein Luxus, sondern eine zentrale Voraussetzung für Integration: „Wer Krieg, Gewalt oder Flucht erlebt hat, kann nur dann neu anfangen, wenn er innerlich zur Ruhe kommt.“

Das psychosoziale Versorgungsprojekt für Geflüchtete arbeitet an den bayernweiten Standorten niederschwellig mit Therapeutinnen und Therapeuten, Psychologinnen und Psychologen sowie Sozialpädagoginnen und Sozialpädagogen mit Menschen, die unter Traumata, Verlusten und existenzieller Unsicherheit leiden. Bis Ende 2026 unterstützt Bayern das Projekt mit 750.000 Euro. Seit 2024 ist TAFF ein Bestandteil des Netzwerkprojekts „Refugees Mental Care“ (RMC). (3081/02.10.2025)