Pommerscher Altbischof Horst Gienke verstorben

17 Jahre leitete der Theologe die Evangelische Landeskirche Greifwalds. Er musste zurücktreten, nachdem er im Juni 1989 eigenmächtig Erich Honecker in den Dom eingeladen hatte.

Horst Gienke
Horst GienkeRainer Neumann

Demmin/Greifswald. Der frühere Bischof der Evangelischen Landeskirche Greifswalds, Horst Gienke, ist im Alter von 90 Jahren im vorpommerschen Demmin verstorben. Der gebürtige Schweriner stand von 1972 bis 1989 an der Spitze der einstigen Evangelischen Landeskirche Greifswalds, wie sich die pommersche Landeskirche zu DDR-Zeiten nennen musste, teilte die Bischofskanzlei Greifswald mit. Nachdem Gienke im Juni 1989 eigenmächtig den DDR-Staatschef Erich Honecker zur Wiedereinweihung des Greifswalder Doms St. Nikolai eingeladen hatte, hatte ihm die Synode das Misstrauen ausgesprochen, und er musste zurücktreten. Später sei bekannt geworden, dass er Kontakte mit dem Ministerium für Staatssicherheit gepflegt hatte, hieß es.

Während seiner 17-jährigen Amtszeit als Bischof sei Horst Gienkes große Nähe zu den Kirchengemeinden in Gottesdiensten, bei Besuchen und Visitationen von vielen geschätzt worden, sagte Nordkirchen-Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt. „Genauso wurden aber sein Führungsstil und seine staatsloyale Haltung gegenüber der DDR-Diktatur kritisiert“. Offensichtlich habe Gienke unterschätzt, was sein Kontakt mit staatlichen Stellen und insbesondere dem Ministerium für Staatssicherheit bedeutete. So hinterlasse seine Amtszeit als Bischof in seiner damaligen Landeskirche einen ambivalenten Eindruck.

Gleichzeitig habe Horst Gienke, von tiefer persönlicher Frömmigkeit geprägt, 35 Jahre den Verkündigungsdienst wahrgenommen, mit dem ihn seine Kirche beauftragt hatte, so die Landesbischöfin. „Dieses Dienstes von Altbischof Horst Gienke gedenken wir mit Respekt.“

Enge Kontakte zu staatlichen Stellen

Er sei dankbar, dass er Gienke noch persönlich kennen lernen durfte, sagte der Greifswalder Bischof Tilman Jeremias. Dabei habe er die Zwiespältigkeit seiner Person deutlich empfunden. Er habe Gienke als frommen Menschen erlebt und als fürsorglich den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Kirche und den Kirchengemeinden gegenüber. Um insbesondere für Bauaufgaben etwas zu erreichen, habe Gienke enge Kontakte zu staatlichen Stellen gepflegt und auch regelmäßig mit der Staatssicherheit gesprochen, ohne sich der fatalen Konsequenzen bewusst zu sein.

Horst Gienke wurde 1930 in Schwerin geboren. Nach einer Zeit als Gemeindepastor in Blankenhagen bei Ribnitz und in Rostock leitete er von 1964 bis 1972 das Predigerseminar der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Mecklenburgs. 1972 wurde er als Nachfolger von Friedrich Krummacher zum Bischof der Evangelischen Landeskirche Greifswald gewählt. 1973 bis 1976 sowie 1987 bis 1989 war er Vorsitzender des Rates der Evangelischen Kirche der Union in der DDR. (epd)