Platt mit Tiefgang

Die Texte atmen norddeutsche Salzluft. Seit zehn Jahren erzählt Miriam Buthmann mit der „Tüdelband“ ihre Geschichten – gesungen auf Platt.

Musikalische Nordlichter: Sängerin Miriam Buthmann und Percussionist Malte Müller alias „Die Tüdelband“ am Strand von Norderney.
Musikalische Nordlichter: Sängerin Miriam Buthmann und Percussionist Malte Müller alias „Die Tüdelband“ am Strand von Norderney.Verena Leidig

Norderney. Ihre Lieder erzählen Geschichten von der Liebe, von Träumen, vom Leben. Von guten und nicht so guten Zeiten. Es geht um das Zuhause, um Aufbruch und Veränderung. Und natürlich singt „Die Tüdelband“ vom Meer, von Stränden und Häfen. Die Texte, Miriam Buthmanns Texte atmen norddeutsche Salzluft.

Im August ist die „Tüdelband“ auf Norderney gleich an vier Tagen hintereinander aufgetreten: mit Blick auf die Nordsee und den Sonnenuntergang. Das Publikum ist bunt gemischt. Die 32-jährige Sängerin mit dem Lippenpiercing, der Mütze und dem hinreißenden Lächeln zieht auch die Gäste mit, die eigentlich gar nicht zum Zuhören gekommen sind. Manche Lieder erklärt sie. „Das Publikum ist sehr interessiert an den Texten“, meint Buthmann.

Das zeigte sich auf großen Open-Air-Bühnen wie in plattdeutschen Gottesdiensten – und auf den Kirchentagen, wo „Die Tüdelband“ seit 2013 regelmäßig auftritt. Buthmann hat für die Kirchentags-Liederbücher Songs verfasst, für Hamburg den Mottosong „Allens wat du bruukst“.

Prägende Kindheit auf dem Land

Vor zehn Jahren gründete sie mit Freunden „Die Tüdelband“. Acht Jahre waren sie in der Band zu viert, seit zwei Jahren tritt Buthmann mit Malte Müller als Duo auf. Beide stammen aus Schleswig-Holstein, er aus Eckernförde, sie aus dem Dörfchen Travenhorst nahe Bad Segeberg. Die Kindheit auf dem Land hat die junge Frau geprägt. Die Großeltern sprachen nur Platt. Sie selbst hat als Kind zwar alles verstanden, aber erst später Platt gesprochen.

Schon während der Schulzeit absolvierte Buthmann den C-Kurs Kirchenmusik, als eine der Jüngsten; bald begleitete sie Gottesdienste und leitete Chöre. Dann studierte sie Musikwissenschaft und Kirchenmusik, wurde B-Musikerin für Popularmusik. Heute arbeitet sie freiberuflich als Komponistin, Sängerin und Kirchenmusikerin. Und sie schreibt eigene Songs, darunter viele christliche. Auch am Projekt „Monatslied“ der Nordkirche ist sie beteiligt.

Ihr Markenzeichen ist das Plattdeutsche

Nachdem sie erste Texte in die Sprache übersetzt hatte, merkte sie, dass es funktioniert. Oft habe sie gehört, dass die Sprache den Kreis der Zuhörer einschränke. „Aber es ist nicht so.“ Im Gegenteil: Der Kulturaustausch interessiere die Leute.

Gerade in Süddeutschland gebe es Parallelen, dort werde Pop häufiger mit Dialekt verbunden, die Künstler gingen progressiver mit der Sprache um. Dagegen sei die plattdeutsche Szene oft rückwärtsgewandt, sagt Malte Müller. Langsam aber wandele sich dies, meint der 30-Jährige, der laut Beschreibung auf den CDs „Slaagtüüch, Synthesizer, Melodica und Geplingel, Geraffel, Geklöter“ spielt und Schlagzeug studiert hat.

Aktuell arbeitet Buthmann an Material für den Ökumenischen Jugendkreuzweg 2020, für den sie die musikalische Leitung übernommen hat. In ihren christlichen Texten sehe sie die Möglichkeit, Glaubensinhalte auszudrücken, ohne missionarisch zu sein, sagt die Sängerin. „Ich mache das, um Leute zu bewegen.“ Ihre Lieder schreibt sie „für Menschen, die sich auf die Suche machen“.

Weitere Infos gibt es auf www.dietuedelband.de.