Die Pflegekammer NRW warnt vor einem „massiven Versorgungsmangel“ und fehlendem Personal in den Alten- und Pflegeheimen des Landes. Durchschnittlich vier von zehn Pflegefachpersonen aus dem Bereich der stationären Langzeitpflege würden in den kommenden Jahren in Rente gehen, teilte die Pflegekammer am Dienstag in Düsseldorf auf Basis selbst erhobener Daten mit. Viele Kommunen in NRW drohten in eine „drastische Unterversorgung“ zu rutschen, weil viele Beschäftigte in den Einrichtungen 55 Jahre oder älter seien. Besonders betroffen von dieser Entwicklung seien die Städte Bochum und Soest sowie der Kreis Mindern-Lübbecke. Dort liege der Anteil der Mitarbeitenden, die 55 Jahre oder älter sind, bei 44 bis 48 Prozent.
Dieses Ergebnis sei erschreckend, hieß es. „Wir reden hier nicht von einer Entwicklung, die in 20 oder 30 Jahren passieren wird“, sagte die Präsidentin der Pflegekammer, Sandra Postel. „Es wird schon in den kommenden fünf Jahren so weit sein und liegt unmittelbar vor uns.“ Das Problem könne die Politik nicht auf andere Legislaturperioden in der Zukunft verschieben. Viele Städte hätten diese Entwicklung allerdings nicht oder nur unzureichend im Blick, wenn es darum gehe, ihre Gesundheitswirtschaft und Pflegeinfrastruktur zu organisieren.
Die Präsidentin der Pflegekammer NRW forderte deshalb die Kommunen dazu auf, die Zahlen ernst zu nehmen. „Die Pflegekammer NRW ist die Interessensvertretung für die beruflich Pflegenden und trägt Verantwortung für die Sicherstellung einer qualitativ hochwertigen pflegerischen Versorgung“, erklärte Postel. Die Kammer setze sich dafür ein, dass regionale Gremien mit Vertreterinnen und Vertretern der Pflege besetzt würden, um die Belange der Praxis direkt einzubringen. Ein wichtiger Schwerpunkt sei auch die Förderung der Quartierspflege, die Angehörige, Nachbarn und Freunde in die Pflege vor Ort einbindet.