Die Sprengung der Kühltürme des abgeschalteten Atomkraftwerks Gundremmingen am kommenden Samstag (25. Oktober) ist für den evangelischen Pfarrer Frank Bienk ein sichtbares Zeichen des Umbruchs. Dass die 160 Meter hohen Türme nun aus der Landschaft verschwinden, habe eine „hohe Symbolkraft“, sagte der Pfarrer von Günzburg dem Evangelischen Pressedienst (epd). Trotz allem werde die Polarisierung auch jetzt noch einmal sichtbar, die sich mitten durch die Gemeinde ziehe.
„Die einen sind erleichtert, dass es nun auch sichtbar kein Zurück zur Kernenergie in unserem Landkreis gibt“, erläuterte Bienk. „Ich kenne aber auch viele Gemeindeglieder, die im Kraftwerk gearbeitet haben oder immer noch dort beschäftigt sind.“ Diese Menschen schmerze der Abschied von „ihrem“ Kraftwerk, auch wenn ihre Arbeitsplätze im Rückbau noch auf lange Zeit bestehen werden. Das AKW Gundremmingen war Ende 2021 im Zuge des deutschen Atomausstiegs abgeschaltet worden.
Dazu komme, dass die Frage nach der Endlagerung des hochradioaktiven Atommülls weiterhin ungelöst sei, sagte Bienk. Gundremmingen werde noch für lange Zeit Zwischenlager bleiben. Das Zwischenlager wurde 2006 in Betrieb genommen. Derzeit lagern dort nach Angaben des Bundesamtes für die Sicherheit der nuklearen Entsorgung (BASE) knapp 148 Castor-Behälter mit Hochrisiko-Atommüll. Damit ist Gundremmingen das größte Atommüll-Zwischenlager in Deutschland.
Pfarrer Bienk blickt dennoch zuversichtlich in die Zukunft: Er wünsche sich, dass die Erleichterten und die Wehmütigen sich miteinander auf den Weg machen. „Diese Welt ist uns anvertraut, um sie zu bewahren, aber auch verantwortlich zu gestalten.“ Für Gundremmingen, aber auch die Landkreise Günzburg und Dillingen sei der Ausstieg aus der Kernenergie ein Einschnitt. Jetzt gelte es, miteinander Neues zu gestalten.
Nach der Reaktorkatastrophe von Fukushima 2011 hatte die damalige Bundesregierung den beschleunigten Atomausstieg beschlossen. Als erstes AKW wurde 2015 Grafenrheinfeld bei Schweinfurt abgeschaltet, die Kühltürme wurden 2024 gesprengt. Ende 2021 wurde Gundremmingen vom Netz genommen, im Frühjahr 2024 dann die letzten drei bundesdeutschen Reaktoren, darunter auch Isar 2 bei Landshut. 33 Reaktoren befinden sich laut Bundesamt in Stilllegung, drei weitere seien bereits vollständig abgebaut. (3261/21.10.2025)