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Pfälzische Kirche plant radikalen Umbau

Die Evangelische Kirche der Pfalz steht vor einer umfassenden Strukturreform. Angesichts sinkender Mitgliederzahlen und Finanzen sollen Kirchengemeinden künftig weder über einen eigenen Haushalt noch über Immobilienbesitz verfügen, kündigte der pfälzische Synodenpräsident Hermann Lorenz am Donnerstag in einem Grußwort vor der in Stuttgart tagenden Synode der Evangelischen Landeskirche in Württemberg an.

Die Reformpläne sehen laut Lorenz vor, die Zahl der Kirchenbezirke von 15 auf 4 zu reduzieren. Zudem soll eine zentrale Verwaltung für die gesamte Landeskirche geschaffen werden. Die Kirchengemeinden sollen ihren Status als Körperschaften des öffentlichen Rechts verlieren und künftig als Körperschaften kirchlichen Rechts geführt werden. Das Eigentum an kirchlichen Gebäuden ginge damit an die neu geschaffenen Bezirkskirchengemeinden über. Die Gemeinden vor Ort würden aus deren Haushalt ein Budget für ihre Arbeit erhalten.

Mit den Veränderungen will die pfälzische Landeskirche ihre Strukturen an die sinkende Mitgliederzahl anpassen, die bald unter 400.000 fallen dürfte. Ohne Reformen drohe in absehbarer Zukunft eine finanzielle Abhängigkeit von der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), erklärte Lorenz. Ein weiteres Ziel sei die Stärkung der Verhandlungsmacht gegenüber staatlichen Stellen, etwa durch die Gründung eines gemeinsamen Trägers für protestantische Kindertagesstätten.

Die Pläne stoßen vereinzelt auf Ablehnung. Gegner der Reform befürchteten eine „Entmachtung der Presbyterien“, also der Gemeindeleitungen, räumte Lorenz ein. Er wies diese Kritik allerdings zurück. Die Leitung der Gemeinde und die Verantwortung für Seelsorge und Verkündigung blieben bei den Presbyterien. Diese würden lediglich von Verwaltungsaufgaben entlastet, was angesichts immer weniger ehrenamtlicher Mitarbeiter eine notwendige Anpassung sei. Über die Verfassungsänderung und weitere Reformgesetze will die pfälzische Landessynode im November beraten. (2697/23.10.2025)