Patriarch Kyrill: Gefallenen Soldaten werden Sünden erlassen

Wer im Krieg stirbt, dem werden die Sünden vergeben. Das hat Russlands Patriarch Kyrill I. gepredigt. Als Erster hat darauf der ukrainische Botschafter Melnyk reagiert.

Patriarch Kyrill I., hier bei seiner Amtseinführung im Februar 2009, stellt sich hinter Wladimir Putin
Patriarch Kyrill I., hier bei seiner Amtseinführung im Februar 2009, stellt sich hinter Wladimir PutinWassili Djatschkow / epd

Moskau/Berlin. Russlands orthodoxe Kirche verspricht Soldaten des Riesenreichs die Vergebung all ihrer Sünden, wenn sie im Krieg ihr Leben opfern. Patriarch Kyrill I. hat in einem Gottesdienst das Sterben „bei der Erfüllung der militärischen Pflichten“ damit verglichen, dass Gott seinen eigenen Sohn Jesus geopfert habe. Opferbereitschaft pries der 75-Jährige als bedeutendsten Ausdruck „der besten menschlichen Eigenschaften“.

Mit Blick auf die Ukraine sprach Kyrill I. von einem „brudermörderischen Krieg“, ohne das Land beim Namen zu nennen. Viele Menschen kämen aktuell auf dem Schlachtfeld ums Leben. Die Kirche bete dafür, „dass dieses Gefecht so schnell wie möglich zu Ende geht, damit möglichst wenige Brüder in diesem brudermörderischen Krieg einander töten“. Er betonte zugleich, die Kirche wisse, dass diejenigen, die bei der Erfüllung ihrer militärischen Pflichten sterben, sich für andere aufopfern. „Und deshalb glauben wir, dass dieses Opfer alle Sünden abwäscht, die ein Mensch begangen hat“, so der Patriarch.

Kritik an deutschen Kirchen

Der ukrainische Botschafter in Berlin, Andrij Melnyk, kritisierte mit Verweis auf Kyrills Sonntagspredigt die katholische und evangelische Kirche in Deutschland. Er fragte auf Twitter, wann sich die Kirchen „endlich klar distanzieren von dieser russischen orthodoxen „Kirche“, die dem Kreml-Teufel dient und den russischen Aggressionskrieg gegen die Ukrainer absegnet?“ Er antwortete selbst: „Ach so? Dialog fortsetzen. ‚Ökumene‘. Bla-bla-bla“ und fügte als Emoji einen Mann hinzu, der sich an den Kopf fasst.


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Der Botschafter warf der EKD-Ratsvorsitzenden, Annette Kurschus, vor, dass sie sich im Juni dafür ausgesprochen hatte, „jede Brücke“ zu nutzen, um trotz der Rechtfertigung des Kriegs durch den Patriarchen mit der russisch-orthodoxen Kirche im Dialog zu bleiben. „Na dann, Gottes Segen“, so Melnyk.

Nach offiziellen Angaben Moskaus wurden seit Februar 5.937 russische Soldaten bei der „militärischen Spezialoperation“ in der Ukraine getötet. Kiew und westliche Experten gehen allerdings von deutlichen höheren Verlusten Russlands aus.

Die von Kreml-Chef Wladimir Putin angeordnete „Teilmobilmachung“ betrifft mindestens 300.000 Reservisten. Kyrill I. äußerte sich bisher nicht direkt zu dieser Entscheidung Putins. Der Vorsitzende des russischen Muftirats, Rawil Gainutdin, forderte die muslimischen Geistlichen hingegen öffentlich zur Unterstützung der Mobilmachung auf.

Kyrill I. ist ein wichtiger Verbündeter Putins. Das Kirchenoberhaupt sprach Mitte September von einer „schicksalhaften Mission“ Russlands gegen ausländische Mächte, die das Riesenreich als unabhängigen Staat zerschlagen wollten. (KNA)