Kinder im Fokus – der diesjährige Welttag der Patientensicherheit wirft einen Blick auf die Gesundheitsversorgung von Kindern. Eine weitere Forderung: die Stärkung der Patientenrechte.
Zum Welttag der Patientensicherheit am Mittwoch fordern Patientenschützer eine stärker auf Kinder ausgerichtete gesundheitliche Versorgung. “Risiken entstehen da, wo Systeme an ihre Grenzen kommen”, sagte die Vorsitzende des Aktionsbündnisses Patientensicherheit, Ruth Hecker, am Montag in Berlin. Das Gesundheitssystem sei an vielen Stellen auf Erwachsene ausgerichtet. Doch: “Kinder sind keine kleinen Erwachsenen.” Die Versorgung müsse Alter, Größe, Entwicklung und sprachliche Fähigkeiten berücksichtigen.
Der Aktionstag 2025 steht unter dem Motto “Patientensicherheit von Kind an – eine Investition fürs Leben”. Laut Zahlen der Weltgesundheitsorganisation sind beispielsweise bis zu 70 Prozent der schweren Zwischenfälle bei Neugeborenen durch konsequente Sicherheitsprotokolle vermeidbar.
Der stellvertretende Vorsitzende des Aktionsbündnisses, Christian Deindl, kritisierte fehlende Dokumentationspflichten in der Kinder- und Jugendmedizin. Zum Teil gebe es Insellösungen, die Ärztinnen und Ärzte auf eigene Kosten einsetzten. Er forderte außerdem ausreichende finanzielle Mittel für die Versorgung von Heranwachsenden. Durch Vorsorgeuntersuchungen und Impfprogramme seien die Gesundheitskosten in den ersten Lebensjahren relativ hoch, das sei jedoch eine Investition in die Zukunft der Gesellschaft und deren Wohlstand.
Das Bündnis spricht sich zudem dafür aus, Patientensicherheit gesetzlich zu verankern und so die Patientinnen und Patienten in den Mittelpunkt zu stellen.
Laut einer aktuellen repräsentativen Forsa-Umfrage im Auftrag der Kaufmännischen Krankenkasse KKH haben Eltern zunehmend Angst, wenn ihre Kinder ins Krankenhaus müssen. Das gab rund ein Viertel (26 Prozent) an, 2021 waren es noch 19 Prozent. Zugleich sagten 73 Prozent der Befragten, Ärztinnen und Ärzten im Krankenhaus zu vertrauen.
Die größte Angst haben Eltern laut Umfrage vor einer Infektion mit Krankenhauskeimen (77 Prozent), der Notwendigkeit einer erneuten Operation (65 Prozent) und Komplikationen bei der Narkose (61 Prozent). Befragt wurden rund 1.000 Eltern von Kindern bis 12 Jahren.
Unterdessen fordert die AOK-Gemeinschaft in einem Positionspapier zur Weiterentwicklung der Patientenrechte Erleichterungen bei der Beweislast von Behandlungsfehlern: “Eine überwiegende Wahrscheinlichkeit von mehr als 50 Prozent sollte künftig als Beweis für den Zusammenhang zwischen Fehler und Schaden ausreichen”, sagte AOK-Vorständin Carola Reimann.
Aktuell müssen die Betroffenen darlegen und beweisen, dass der eingetretene Schaden vollumfänglich durch den Fehler verursacht wurde. Das 2013 in Kraft getretene Patientenrechtegesetz brauche dringend ein “Update”, betonte Reimann.
AOK-Versicherte hätten im vergangenen Jahr rund 16.600 vermutete Behandlungs- und Pflegefehler gemeldet. Die meisten Verdachtsfälle betrafen laut AOK orthopädische und unfallchirurgische Eingriffe. 5.335 gemeldete Fälle wurden näher untersucht. In 28,6 Prozent der 2024 abschließend geprüften Fälle konnte der Verdacht auf einen Behandlungs- oder Pflegefehler bestätigt werden, ein ähnlicher Wert wie im Vorjahr.