Pastor macht Werbe-Tour für Kirchenwahl

Mit einem Mini tourt Pastor Steffen Paar durch seine Gemeinde, um auf die Kirchenwahl aufmerksam zu machen. Wer will, kann sogar in dem Fahrzeug sein Kreuz machen.

Rollende Wahlkabine: Steffen Paar stellt seinen Mini für die Kirchenwahl 2016 zur Verfügung
Rollende Wahlkabine: Steffen Paar stellt seinen Mini für die Kirchenwahl 2016 zur VerfügungNadine Materne

Sülfeld. Wer derzeit nachmittags in Sülfeld einkaufen geht, hat gute Chancen, auf Steffen Paar zu treffen: Der Pastor der Kirchengemeinde hat sich vorgenommen, zur Kirchenwahl an etlichen Orten und zu unterschiedlichen Zeiten auf die Bürger zuzugehen und mit ihnen über Kirche zu sprechen. Auf seiner Liste steht auch der Parkplatz vor einem Supermarkt in der Gemeinde. „Ich möchte vor allem die Kirchenwahl bekannter machen“, sagt der 36-Jährige, der seit Anfang 2015 in Sülfeld als Seelsorger arbeitet.
Am Heckfenster des schwarzen Minis ist ein großes Plakat befestigt, das zum Mitstimmen am 27. November einlädt. Das geht auch direkt vor Ort: Steffen Paar will den Menschen, die nicht mehr oder nur eingeschränkt mobil sind, die Möglichkeit geben, direkt in seinem Auto zu wählen – als eine Art rollende Wahlkabine. Der Pastor hatte schon 2015 ein Projekt entwickelt, bei der er mehrere Monate hindurch an einem Wochentag für anderthalb bis zwei Stunden am Sülfelder Marktplatz saß und mit den Menschen sprach, die – zufällig oder zielstrebig – dort vorbeikamen. Hintergrund sei, wie auch bei der jetzigen Aktion, der Wunsch gewesen, die Leute außerhalb der Komfortzone Kirche kennenzulernen, so Steffen Paar: „Wichtig war für mich die Erfahrung, dass es gar nicht viel braucht, um Kirche zu sein. Man muss nur einen Raum schaffen für die Begegnung – und Gott tritt hinzu.“

Entscheidung über Millionen-Haushalt

Pastor Jörn Möller ist Beauftragter der Nordkirche für die Kirchenwahl 2016. „Die Verantwortung für den Ablauf der Wahl liegt bei den Kirchengemeinden vor Ort“, sagt er. Neu seit der letzten Wahl vor acht Jahren sei die Möglichkeit, nicht nur punktuell am 1. Advent, sondern innerhalb des Wahlzeitraums vom 13. bis zum 27. November abzustimmen, so Möller. Doch nur rund zehn Prozent der Gemeinden hätten vom ersten Advent abweichende Termine eingeplant. „Im Vorfeld gab es in den Kirchengemeinden häufig die Befürchtung, es könnten nicht genügend Kandidaten zur Wahl aufgestellt werden“, schildert der Pastor. Doch diese Ängste hätten sich letztlich nicht bestätigt. Die vergleichsweise geringe Wahlbeteiligung von bis zu 20 Prozent bei der letzten Kirchenwahl 2008 ist für ihn nicht ausschlaggebend. „Wichtig ist letztlich, dass die Kirchengemeinderäte vor Ort gute Arbeit leisten“, so Jörn Möller.
In Sülfeld treten aktuell 15 Kandidaten zur Wahl an, um Mitglied im Kirchengemeinderat zu werden. Vor Ort entscheidet das Gremium über einen Haushalt in Millionenhöhe. Schwerpunkte sind die Personalbesetzung in der Kita, die Jugendarbeit und die Gestaltung der Gottesdienste. Ob die Wahlbeteiligung durch seine Aktion steigt, bleibe abzuwarten, so Steffen Paar. „Aber es gibt viele gute Ziele, die ich mit der Aktion erreichen kann. Im schlimmsten Fall werde ich mit Keksen und Kaffee auf meiner Bank sitzen, Leute beobachten und mir Gedanken über meine nächsten Predigten machen.“
Rund 1,9 Millionen Mitglieder der Nordkirche sind berechtigt, bei der Kirchenwahl im November abzustimmen. Etwa 10 000 Kandidaten bewerben sich in knapp 1000 Gemeinden für den Kirchengemeinderat. Die Teilnahme an der Wahl ist mit der Wahlbenachrichtigung, per Briefwahl oder mit dem Personalausweis möglich.