Pastor Latzels Angriffe

Er beleidigt Homosexuelle, verweigert Frauen die Kanzel und nennt Buddha einen „dicken, fetten Herrn“. Eine Übersicht über Olaf Latzels Attacken.

Pastor Olaf Latzel (Archivbild)
Pastor Olaf Latzel (Archivbild)Alasdair Jardine / epd

Bremen. So klein die evangelische St.-Martini-Gemeinde in Bremen mit knapp 1.200 Mitgliedern auch ist – bundesweit sorgt sie immer wieder für große Schlagzeilen. Das liegt derzeit vor allem an ihrem amtierenden Pastor Olaf Latzel (52), der streng-evangelikal predigt und dabei auch vor Herabsetzungen und Beleidigungen nicht zurückschreckt. Das ist aktuell wieder der Fall, weil er schwule und lesbische Menschen beschimpft hat. Schlagzeilen gab es aber auch schon 2015 und 2008. Eine Übersicht:

Im Oktober vergangenen Jahres hat Pastor Latzel im Verlauf eines Seminars unter dem Titel „Biblische Fahrschule zur Ehe“ homosexuelle Menschen diffamiert. Nachzuhören war das lange in einer Tonaufnahme, die aber mittlerweile nicht mehr öffentlich ist. Darin erläutert Latzel, Homosexualität stehe gegen die göttliche Schöpfungsordnung, die als Geschlecht nur Männer und Frauen vorsehe. „Jetzt erzählen uns irgendwelche verworrene Politiker, Theologen, Soziologen, Anthropologen, es gibt noch das dritte Geschlecht, ein viertes, fünftes, weiß der Kuckuck was.“

„Der ganze Genderdreck“

Latzel bezeichnet diese Position als „totalen Wahnsinn“: „Der ganze Genderdreck ist ein Angriff auf Gottes Schöpfungsordnung, ist teuflisch und satanisch.“ Das verunsichere Leute, zerstöre Zivilisation und Kultur. Damit würden schon Kinder in der Schule indoktriniert. Die Homosexualität sei eine „Degeneration von Gesellschaftsformen“.

Die Bremer Martini-Kirche
Die Bremer Martini-KircheDieter Sell / epd

Homosexualität sei todeswürdig und ein Gräuel, legt Latzel die Bibel aus und warnt vor der „Homolobby“: „Überall laufen die Verbrecher rum vom Christopher Street Day.“ Latzel rät davon ab, homosexuellen Paaren zur Eheschließung Geschenke zu machen. Wer das tue, mache sich schuldig. Die Staatsanwaltschaft prüft derzeit, ob die Ausführungen den Tatbestand der Volksverhetzung erfüllen. Latzel hat sich zwischenzeitlich entschuldigt und von einem Missverständnis gesprochen.

Kirchenleitung kritisiert Predigt

2015 beleidigte Latzel in einer Predigt unter dem Titel „An Gideon die Reinigung von den fremden Göttern lernen“ andere Religionen. Das islamische Zuckerfest bezeichnete er als „Blödsinn“, Buddha als „dicken, fetten Herrn“ und den Segen des Papstes „Urbi et Orbi“ als „ganz großen Mist“. Zum Umgang mit Reliquien in der katholischen Kirche sagte der Theologe, „der ganze Reliquiendreck und -kult ist heute noch in der katholischen Kirche verbreitet“. Zu Götzen und anderen Göttern sage Gott „umhauen, verbrennen, hacken, Schnitte ziehen“.

Bremens damaliger leitender evangelischer Theologe Renke Brahms bezeichnete die Kanzelrede als „geistige Brandstiftung“. Auch 2015 prüfte die Staatsanwaltschaft, sah die Predigt am Ende aber von der grundgesetzlich zugesicherten Meinungs- und Religionsfreiheit gedeckt.

Talar? Nicht für Frauen!

2008 schließlich verwehrte Latzel einer Kollegin die Kanzel. Die Theologin wollte in St. Martini als Gastrednerin bei einer Trauerfeier sprechen. Latzel wies sie auch darauf hin, dass sie als Frau in der Martini-Kirche laut Gemeindeordnung keinen Talar anziehen darf. Die Gemeinde lehne die Frau im Pfarramt ab. St. Martini beruft sich dabei auf eine Bibelstelle, die Teil ihrer Gemeindeordnung ist. Dort heißt es im 1. Timotheusbrief (Kapitel 2, Vers 12): „Einer Frau gestatte ich nicht, dass sie lehre, auch nicht, dass sie über den Mann Herr sei, sondern sie sei still.“ (epd)