Partnerkirchenkonsultation der Nordkirche mit Festgottesdienst beendet

Landesbischof Ulrich: „Kirche ist gerufen, die andere Globalisierung zu leben.“ Bereits am Vortag hatten die Teilnehmenden ein Kommuniqué verabschiedet, das vier vordringliche Aufgabenfelder der Kirche benennt, um für mehr Gerechtigkeit zu sorgen. Es soll der Ersten Kirchenleitung übergeben werden.

Hamburg. Zum Abschluss der Partnerkirchenkonsultation der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland (Nordkirche) hat Landesbischof Gerhard Ulrich an alle Christen appelliert, „Geld und Brot, Frieden und Freiheit“ mit Flüchtlingen zu teilen. „Wir sind nicht frei, den Menschen, die vor unserer Tür stehen, dies zu verwehren“, sagte der Landesbischof heute (20. September) in seiner Predigt im Festgottesdienst in der Hamburger Hauptkirche St. Michaelis. 
„Jeder hat die Pflicht, seinen Reichtum für die Bedürftigen zu verwenden und nicht für Profit auf Kosten der Armen. Die am meisten Bedürftigen sind heute Flüchtlinge“, mahnte auch der Bischof der Kenianischen Evangelisch-Lutherischen Kirche, Zacharia Kahuthu, in seiner Predigt.
Die Konsultation mit rund 60 Delegierten aus fast allen weltweiten Partnerkirchen und Partnerdiözesen der Nordkirche unter dem Motto „Gemeinsam den Weg der Gerechtigkeit gehen“ war am 12. September eröffnet worden. „Zu lange haben wir hier zugeschaut, wie Kriege sich wieder in vielen Regionen der Welt ausbreiten und Menschen zur Flucht gezwungen wurden“, führte Landesbischof Ulrich weiter aus. Inzwischen seien hierzulande und in vielen anderen Ländern zahlreiche Hilfsaktionen angelaufen. „Wir sind dabei, umzudenken und Verantwortung zu übernehmen“, sagte er und betonte: „Die äußersten Wellen der globalen Migration, die uns erreichen, sind keine Episode. Sie werden unser Land verändern.“
Der Landesbischof dankte den vielen Gemeinden, Einrichtungen und Ehrenamtlichen, die jetzt eine Willkommenskultur leben. Schon seit langem forderten die Kirchen jedoch auch ein verändertes Asylrecht, ein Einwanderungsgesetz und mehr Menschlichkeit für die hier gestrandeten Migranten: „Wir leisten Beiträge, das geltende Recht weiterzuentwickeln, dürfen es aber nicht brechen.“
Die Kirche sei zudem gerufen, „die andere Globalisierung zu leben“, so Ulrich weiter. „Die Globalisierung des Glaubens, der damit rechnet, dass er Grenzen überwindet, Zäune abbricht, damit der Friede, den Jesus bringt, sich ausbreiten kann wie ein Dach über unser Leben und ein Boden unter den Füßen zugleich.“
Das Schicksal der von der Abschiebung bedrohten 40 Roma im Hamburger Michel, die im Gottesdienst eine Erklärung verlasen, beschäftigte auch die Delegierten der Konsultation: „In Kenia haben wir mehr als 500.000 Flüchtlinge in einem Lager. In Europa habt ihr genug Ressourcen, Eure Verantwortung gegenüber diesen Bedürftigen wahrzunehmen und Euch um die aktuell in euer Land kommenden Flüchtlinge zu kümmern, wie wir es in Kenia mit unseren begrenzten Mitteln tun“, sagte Bischof Kahuthu. Landesbischof Ulrich: „Wir appellieren an die Behörden, die Politiker und die Gesellschaft insgesamt, den Männern, Frauen und den vielen Kindern hier zu helfen.“
Bereits am Vortag hatten die Teilnehmenden der Konsultation ein Kommuniqué verabschiedet, in dem sie den Einsatz für Flüchtlinge als eine vordringliche Aufgabe der Kirche benannten. Ebenfalls entscheidend für die Gestaltung einer gerechteren Welt sei die Bekämpfung von Armut in der Gesellschaft. „Das ist unsere gemeinsame Verantwortung. Jede Kirche kann in ihrem eigenen Kontext etwas zur Lösung beitragen. Das ist keine Frage des Geldes“, betonte Bischof Kahuthu. Jede Vertretung aus den 32 Partnerkirchen und -diözesen der Nordkirche wird das Papier nun in die eigenen Gremien einbringen. Adressat in der Nordkirche wird die Erste Kirchenleitung sein.
2005 waren Delegierte aus den Partnerkirchen der damaligen Nordelbischen Kirche zuletzt zu einer Konsultation eingeladen worden. Im Zuge der Gründung der Nordkirche ist die Zahl der Partnerkirchen und Partnerdiözesen auf 32 gestiegen. Aus Mecklenburg-Vorpommern sind unter anderem Beziehungen nach Osteuropa, in die USA und nach Südafrika hinzugekommen.
Den Text des Kommuniqués finden Sie hier