Papst Leo XIV. hat mit deutlichen Worten das Leiden hungernder Menschen angeprangert. Die große Zahl unterernährter Kinder sei kein Zufall, „sondern ein deutliches Zeichen einer vorherrschenden Gefühllosigkeit, einer seelenlosen Wirtschaft, eines fragwürdigen Entwicklungsmodells und eines ungerechten und unhaltbaren Systems der Ressourcenzuteilung“, sagte der Papst am Donnerstag in einer Rede vor der Generalversammlung der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation (FAO) der Vereinten Nationen in Rom. Anlass für die Ansprache war der Welternährungstag und das 80-jährige Bestehen der FAO.
Der Papst rief dazu auf, von Slogans zum Handeln überzugehen. „Es reicht nicht aus, Solidarität zu fordern: Wir müssen Ernährungssicherheit, Zugang zu Ressourcen und eine nachhaltige ländliche Entwicklung gewährleisten“, sagte Leo. In einer Zeit, in der die Lebenserwartung der Menschen durch wissenschaftlichen Fortschritt verlängert sei, sei es ein „kollektives Versagen, eine ethische Verirrung und eine historische Schuld, Millionen von Menschen hungern und sterben zu lassen“.
Es sei notwendig und „äußerst traurig“, daran zu erinnern, dass trotz der technologischen, wissenschaftlichen und produktiven Fortschritte weltweit 673 Millionen Menschen ohne Essen zu Bett gingen, sagte der Papst weiter. Seiner Ansprache vor der FAO wohnten zahlreiche Staats- und Regierungschefs und Monarchen bei. Unter ihnen waren die italienische Ministerpräsidentin Giorgia Meloni, König Letsie von Lesotho, Königin Letizia von Spanien und ein Gesandter des chinesischen Präsidenten Xi Jinping.
An die Mächtigen der Welt gerichtet prangerte Leo die Verschwendung von Tonnen von Lebensmitteln, soziale Ungleichheit und Kriege an, in denen „Felder noch vor Städten“ zerstört würden. Statt beim Anblick des gegenwärtigen Weltpanoramas, das der Papst als „schmerzhaft und trostlos“ bezeichnete, nur apathische Zeugen zu sein, sollten die „wohlbekannten humanitären Tragödien“ die Menschen dazu antreiben, Friedensstifter zu sein.
Der gebürtige US-Amerikaner hielt seine Ansprache auf Spanisch und Englisch. Vor Papst Leo XIV. hatte als letzter Papst dessen Vorgänger Franziskus am 16. Oktober 2017, ebenfalls am Welternährungstag, eine Rede vor der FAO gehalten. Der gebürtige Argentinier hatte damals auf den Zusammenhang zwischen Hunger, Ernährungssicherheit und Migration hingewiesen und die Auswirkungen des Klimawandels betont.