Der Vatikan und die Italienische Republik haben beide eine Vorliebe für feierliche Zeremonien. Papst Leo und Präsident Mattarella gönnten sich nun einen Staatsbesuch mit allen Ehren – innerhalb von Rom.
Papst Leo XIV. hat Italiens Staatspräsident Sergio Mattarella einen Besuch an dessen Amtssitz im Quirinalspalast abgestattet. Die Begegnung fand am Dienstagvormittag im Rahmen eines offiziellen Staatsbesuchs innerhalb von Rom statt. Eine vergleichbare Zeremonie hatte es zuletzt 2008 gegeben, als Benedikt XVI. den damaligen Präsidenten Giorgio Napolitano besuchte. Unter Papst Franziskus war das Zeremoniell vereinfacht worden.
Anders als sein Vorgänger wurde Papst Leo XIV. nach dem Verlassen des Petersplatzes an der vatikanisch-italienischen Staatsgrenze von Außenminister Antonio Tajani und einer Ehrenformation italienischer Streitkräfte begrüßt. Begleitet von der berittenen Leibwache des Präsidenten durchquerte der Papst anschließend im Auto die gesperrten Straßen Roms. Mattarella empfing den Papst im Innenhof des Quirinalsplastes.
Mit ihm kam eine große Delegation, zu der neben Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin und dem Bischofskonferenz-Vorsitzenden Kardinal Matteo Zuppi zahlreiche weitere Würdenträger gehörten. Auf der Seite Italiens waren auch Regierungschefin Giorgia Meloni und mehrere Minister anwesend.
Präsident Mattarella setzte in seiner Rede vor allem außenpolitische Akzente mit Blick auf den Friedensprozess im Nahen Osten. Er betonte, dass der Vatikan und Italien gemeinsam für die Geltung des Völkerrechts eintreten.
In seiner langen Ansprache dankte Leo XIV. Italien für die organisatorische Unterstützung beim Konklave und bei seinem Amtsantritt im Mai sowie für die logistische und materielle Mitarbeit beim Heiligen Jahr 2025.
Im politischen Teil seiner Rede dankte Lao XIV. dem Land für die “Großzügigkeit” gegenüber den Migranten, aber auch für seinen “Einsatz im Kampf gegen Menschenhändler.” In Anwesenheit des rechtspopulistischen Ministers Matteo Salvini (Lega) fügte der Papst hinzu: “Ich ermutige Sie, diese Haltung der Offenheit und der Solidarität aufrecht zu erhalten.” Zugleich betonte er “die Wichtigkeit einer konstruktiven Integration der Angekommenen.”
Ausführlich wandte sich der Papst gegen Ideen der “Cancel Culture”. Er beklagte “eine gewisse Tendenz, die Vorbilder und Werte früherer Jahrhunderte, die unsere kulturelle Identität prägen, nicht genug wertzuschätzen.” Manche wollten sogar deren historische und menschliche Relevanz vollständig auslöschen.
“Verachten wir nicht das, was unsere Vorfahren gelebt und uns überliefert haben”, so der Papst. Eine berühmte Rede von Kardinal Joseph Ratzinger vor dessen Wahl zum Papst im Jahr 2005 zitierend warnt er vor “Modellen, die nur scheinbar die Freiheit fördern”, in Wahrheit aber die Menschen von der Kontrolle und den Moden des Zeitgeists abhängig machten.
Leo XIV. schloss mit der Mahnung, “die Traditionen wertzuschätzen, die uns zu dem werden ließen, was wir sind; das ist wichtig, um bewusst, ausgeglichen, verantwortungsbewusst und mit einer Perspektive ausgestattet auf die Gegenwart und die Zukunft zu schauen.”