Palmen aus dem Kaugummiautomaten um die Ecke

Tropische Palmen kultivieren in Norddeutschland? Für „Flo“ Florian Faust eine Leidenschaft, die er mit Tausenden Pflanzenfans teilt. An seine Pflanzensamen gelangen seine Kunden rund um die Uhr.

Palmen-Fan „Flo“ Florian Faust mit einem seiner Saatgut-Automaten in Sandkrug bei Oldenburg. Insgesamt 19 dieser Kisten hat der 39-jährige bereits im nördlichen Niedersachsen aufgestellt.
Palmen-Fan „Flo“ Florian Faust mit einem seiner Saatgut-Automaten in Sandkrug bei Oldenburg. Insgesamt 19 dieser Kisten hat der 39-jährige bereits im nördlichen Niedersachsen aufgestellt.epd/Jörg Nielsen

Sandkrug/Kr. Oldenburg. Einen Euro in den Schlitz, ein kräftiger Dreh und schon kullert unten eine Plastikkapsel mit zwei Palmensamen aus dem Auswurf des ehemaligen Kaugummiautomaten. Im Wohnzimmer von „Flo“ Florian Faust stapeln sich fünf frisch lackierte Süßigkeitenspender im grün-weißen Palmendesign. Sie warten auf ihren Einsatz als Samenlieferanten für Palmen und Bananen, die auch in hiesigen Gefilden wachsen und gedeihen. Einer von bisher 19 Automaten in Norddeutschland steht direkt vor seiner Haustür. „Der nächste geht nach Göttingen.“ Die Vision des Hobby-Gärtners: Palmen in ganz Europa – zumindest in ganz Deutschland.

Palmen-Gärtner aus Leidenschaft

„Flo“ hat sich vollständig der Palme verschrieben. „Ich finde sie einfach toll, besonders die sich zu Fächern teilenden Blätter“, sagt der 39-jährige Lagerist und leidenschaftliche Palmen-Gärtner. Als er vor 15 Jahren mit seiner Freundin zusammenzog, wollte er unbedingt eine große Palme im Vorgarten haben – auch wenn der Garten im niedersächsischen Sandkrug bei Oldenburg liegt, das selten tropisches Klima bietet. Doch aus einem kleinen Samen ist mittlerweile ein mehr als zwei Meter großer Baum geworden, der nun neben etlichen kleineren Palmen seinen Garten ziert. Gut, dass es dort Platz nach oben gibt: Eine erwachsene Hanfpalme kann zehn Meter und höher wachsen.

Seit der ersten Palme ist die Zucht und die Verbreitung der Pflanzen für „Flo“ zu einer Passion und einem Nebenerwerb geworden. Denn die Nachfrage unter den Palmenfans nach den etwa haselnussgroßen Samenkugeln ist groß. Der erfolgreichste seiner grün-weißen Automaten steht in Nordenham. „Da sind allein im vergangenen halben Jahr rund 2.500 Samenpäckchen durchgegangen.“ Ist ein Automat leer, kommen andere Sorten hinein. „Abwechslung muss sein.“

Automaten stehen in ganz Europa verteilt

Weitere sollen in Kürze in Erlangen und Augsburg, aber auch in Frankreich, Österreich, der Schweiz, in Luxemburg und Dänemark folgen. „Die stehen alle auf Privatgrundstücken meiner Facebook-Freunde, die die Automaten vor Ort betreuen.“ Seine Facebook-Gruppe „flos palmenoase support“ zählt mehr als 14.000 Mitglieder.

Seinen Erfolg erklärt sich „Flo“ durch den zunehmenden Trend der Menschen, nicht mehr einfach Dinge von der Stange zu kaufen. „Eine große Pflanze im Gartencenter kaufen kann jeder. Aber sie zu hegen und zu pflegen und ihr beim Wachsen zuzusehen – das mögen die Leute von heute.“

Palmen und Bananen in Norddeutschland?

Dort, wo mit der „Oldenburger Palme“ eigentlich der leckere Grünkohl in der kalten Jahreszeit gemeint ist? „Als Zierpflanze im Garten kein Problem“, sagt der wissenschaftliche Leiter des Botanischen Gartens der Universität Oldenbuepdrg, Klaus Bernhard von Hagen. Unter den vielen Hundert Palmenarten gebe es etliche winterharte Sorten, die gut geschützt den norddeutschen Winter überlebten.

Im Oldenburger Botanischen Garten stehen einige Hanfpalmen, die inzwischen so abgehärtet sind, dass sie in den Wintermonaten nicht mehr in das warme Treibhaus geholt werden müssen. Eine Gefahr, dass sich Palmen wild in der Natur verbreiten könnten, sieht von Hagen jedoch nicht. Dafür sei es in Norddeutschland nun doch zu kühl. Doch im warmen schweizerischen Tessin gebe es bereits invasive Arten, die sich wild vermehren.

Auch „Flo“ empfiehlt den Anfängern unter den Palmenliebhabern die Hanfpalme. Bei guter Pflege wachse so eine Pflanze 20 bis 30 Zentimeter im Jahr. Dafür sei lediglich „viel Geduld“ nötig. Wer nicht auf das Keimen warten will, kann bei „Flo“ über das Internet bereits vorgezogene Pflanzen kaufen.

Was „Flo“ fuchst, ist, dass er die Samen in Plastikkapseln geben muss, damit sie im Automaten nicht beschädigt werden. Zwar könnten die leeren Kapseln bei den Hauseigentümern, auf deren Grundstück die Automaten stehen, einfach in den Briefkasten geworfen werden – aber das funktioniere noch nicht richtig. Nun ist er auf der Suche nach einer Alternative zu Kapsel. (epd)