Von den Klimahilfen für arme Länder profitieren nach Recherchen von Entwicklungsorganisationen vor allem die Geberstaaten. Fast zwei Drittel der Finanzmittel zur Bekämpfung der Klimakrise in armen Ländern würden in Form von Krediten bereitgestellt, erklärten Oxfam und Care Climate Justice Center am Montag in Berlin. Oft gebe es diese noch nicht einmal zu vergünstigten Konditionen.
Viele Länder müssten sich daher für die Bewältigung der Klimakrise weiter verschulden, obwohl sie oft kaum oder gar nicht zum Klimawandel beigetragen hätten. „Während reiche Länder auf diese Weise von der Klimakrise profitieren, wächst die Schuldenlast der einkommensschwachen Länder und verhindert so weitere Klimaschutzmaßnahmen“, betonten die Organisationen. Ihr Schattenbericht zur Klimafinanzierung („Climate Finance Shadow Report“) mache das Ausmaß dieser Ungerechtigkeit deutlich.
„Für die reichen Länder ist die Bereitstellung von Unterstützung auch ein Geschäftsmodell, das die Länder des Globalen Südens in einem Kreislauf der Verschuldung gefangen hält und Gewinne für die Geberländer erzeugt“, erklärte Co-Autor Jan Kowalzig, Referent für Klimapolitik bei Oxfam. Als Beispiel wird im Bericht das Jahr 2022 aufgezeigt: Demnach erhielten die einkommensschwachen Länder Klimakredite in Höhe von 62 Milliarden US-Dollar. Diese Kredite hätten zu Rückzahlungen von bis zu 88 Milliarden US-Dollar geführt.
Die Gruppe der am wenigsten entwickelten Länder habe nur 19,5 Prozent der öffentlichen
Klimafinanzierung im Zeitraum 2021 bis 2022 erhalten, bei den einkommensschwachen Inselstaaten seien es lediglich 2,9 Prozent gewesen, hieß es weiter. Bei mehr als der Hälfte davon habe es sich um Darlehen gehandelt.
Mit Blick auf die geplanten drastischen Einschnitte in der Entwicklungszusammenarbeit mehrerer Länder befürchten Oxfam und Care auch folgenschwere Kürzungen bei den Klimahilfen. Die öffentliche Klimafinanzierung könne ihren Schätzungen zufolge in diesem Jahr auf unter 80 Milliarden US-Dollar sinken, warnten die Organisationen. Das wären deutlich weniger als die knapp 95 Milliarden US-Dollar im Jahr 2022, für das die Industrieländer zuletzt unter dem Pariser Klimaabkommen Zahlen vorgelegt hätten, und wäre „ein Verrat“ an den wirtschaftlich am meisten benachteiligten Ländern und Menschen der Welt, die am stärksten unter der sich verschärfenden Klimakatastrophe litten.