Menschenrechtler sprechen von einem “Verrat an Mädchen und Frauen”: In ihren Augen nähert sich die Bundesregierung den Taliban bereits zu sehr an. Nun haben mehrere Organisationen einen offenen Brief formuliert.
Mehr als ein Dutzend Organisationen appellieren an die Bundesregierung, jegliche Anerkennung der Taliban in Afghanistan entschieden abzulehnen und auszuschließen. Dass Deutschland zwei Vertreter der radikalislamischen Taliban als diplomatische Akteure akkreditiert habe, sei ein alarmierendes Signal, heißt es am Dienstag in einem offenen Brief, der an Bundeskanzler Friedrich Merz und Außenminister Johann Wadephul (beide CDU) sowie Bundesinnenminister Alexander Dobrindt (CSU) adressiert ist.
Mit dem Schritt seien Anerkennung und Immunität für ein Regime verbunden, “das die Macht illegal und gewaltsam übernommen hat und fortlaufend gegen internationale Menschenrechtsnormen verstößt”. Jede Legitimation der De-facto-Regierung der Taliban sei “ein Verrat an Mädchen, Frauen und marginalisierten Menschen in Afghanistan und eine Untermauerung des dort herrschenden Patriarchats”. Die Bundesregierung will Abschiebungen nach Afghanistan erleichtern und hat dazu auch schon in der afghanischen Hauptstadt Kabul Gespräche unterhalb der politischen Ebene geführt.
Initiatorin des Briefs ist die Menschenrechtsorganisation Terre des Femmes. Zu den Unterzeichnern gehören unter anderen die Kindernothilfe, Kabul Luftbrücke und die Aktion der Christen für die Abschaffung der Folter.