Die Lage der Menschen im Gazastreifen ist dramatisch. Mit einer Umfrage macht Save the Children auf das Leid der Kinder aufmerksam: Sie könnten noch lange mit den Folgen der Gewalt zu kämpfen haben.
Die Kinderrechtsorganisation Save the Children warnt vor möglichen lebenslangen psychischen Folgen des aktuellen Nahostkriegs für Kinder. Laut einer am Dienstag veröffentlichten stichprobenartigen Umfrage berichten Experten und Eltern von einer dramatischen Verschlechterung der psychischen Gesundheit der Kinder im Gazastreifen. Dabei gehe es um Symptome wie Angst, Unruhe, Essstörungen, Bettnässen, Hyperaktivität und Schlafprobleme. Auch würden sich Kinder zurückziehen und Aggressionen zeigen. Die medizinische Versorgung sei auch in diesem Bereich komplett zusammengebrochen.
Save the Children hatte Mitarbeitende von vier Partnerorganisationen befragt, die vor der aktuellen Eskalation Kinderschutzdienste im Gazastreifen angeboten haben. Auch mit vier Eltern und Betreuenden in dem Gebiet wurde gesprochen. Hinzu kamen Interviews mit Experten für psychische Gesundheit in der Region, einer Kinderrechtsorganisation und der palästinensischen Kommission für Gefangene in Ramallah.
Einer der befragten Väter erzählte etwa, dass sein Sohn inzwischen fallende Bomben am Geräusch unterscheiden könne. Ein Mitarbeiter einer nicht namentlich genannten Partnerorganisation warnte davor, dass Kinder, die beide Elternteile verloren haben, nach dem Ende des Kriegs noch viel stärker leiden würden, weil dann erst der eigentliche Schock komme. Im Moment würden sie nur versuchen, zu überleben.
Die Kinderrechtsorganisation fordert einen sofortigen und dauerhaften Waffenstillstand sowie schnelle Hilfe für die betroffenen Kinder. Jeder weitere Tag, an dem Gewalt herrsche, lasse ihre Chancen auf Heilung rapide sinken, hieß es. Auch müssten die im Gazastreifen festgehaltenen Geiseln aus Israel – darunter auch Kinder – sofort freigelassen und psychosozial versorgt werden.
Save the Children hatte bereits früher Studien zur psychischen Verfassung der Kinder im Gazastreifen veröffentlicht. Bereits 2022 hatten demnach 80 Prozent emotionale Probleme – was der damalige Bericht auf die Auswirkungen der Blockade des Gebiets und die immer wieder eskalierende Gewalt zurückführte. Derzeit sei eine ähnlich großangelegte Untersuchung nicht möglich.