Offene Arme

Über Gottes Liebe, die alle Widrigkeiten überwindet, schreibt Stephan Bohlen. Er ist Pastor in der Kirchengemeinde Edewecht.

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Der Predigttext des kommenden Sonntags lautet: „Ich sage euch: So wird auch Freude im Himmel sein über einen Sünder, der Buße tut.“ aus Lukas 15, 1-10

Die Geschichte vom barmherzigen Vater erzählt wunderbar von Gottes Liebe, die alle Widrigkeiten überwindet. Es gibt nichts, was eine Verbindung mit Gott unmöglich macht. Seine Tür steht immer offen. Und seine Sehnsucht nach uns überwindet selbst den Schmerz, den wir ihm beizeiten zufügen. Es ist wohl nicht übertrieben, zu vermuten, dass, sollte die ganze Bibel verloren gehen, diese eine Geschichte aber erhalten bliebe, wir doch noch alles hätten.

Beim Lesen denke ich an meinen Vater

An die Momente, in denen wir aneinander geraten sind. Antwortversuche auf die ewige Frage, wie das Leben zu leben sei, prallten aufeinander. Aber auch an die zärtlichen Momente erinnere ich mich, an sein Verständnis, dieses Gefühl, immer willkommen und geliebt zu sein. Die Freiräume, die er mir gewährt hat. Seine Großzügigkeit. Wie wir die Geschichte vom barmherzigen Vater verstehen, hängt sicher von den Erfahrungen mit den Vaterfiguren unseres Lebens ab.

Ich denke an meinen Sohn

Früher haben wir im Garten gerungen. Heute kämpfen wir mit Worten. Politik, wie wir die Welt sehen, was wichtig ist. Ich bemühe mich, die Liebe, die ich erfahren habe, an ihn weiter zu geben. Ob mir das gelingt? War diese Liebe ihm Wurzelgrund und Aufwind? Mantel, Ring und Schuh?

Und ziehen wir diesen Kreis weiter

Empfinden wir uns als von Gott geliebt? Wie sieht diese Liebe konkret aus? Spüren wir die Umarmung, die der Sohn erfahren hat? Vertrauen wir diesem Bejahtsein? Krempelt uns diese Erfahrung um? Geben wir weiter, was wir empfangen?

Und ein Drittes

Wie steht es mit der Liebe in unserer Kirche? Sind wir voller Sehnsucht auf dem Weg zu denen, denen wir in der letzten Zeit keine Heimat mehr sein konnten? Feiern wir ein Fest des Wiedersehens? Schenken wir befreiende Umarmungen, die einen zu sich selbst finden lassen und neu ins Leben senden? Diese Geschichte hat ein offenes Ende. Daran lässt sich anknüpfen.

Unser Autor
Stephan Bohlen ist Pastor in der Kirchengemeinde Edewecht.

Zum Predigttext des folgenden Sonntags schreiben an dieser Stelle wechselnde Autoren. Einen neuen Text veröffentlichen wir jeden Dienstag.